„Don Quijote“ als Comic

Ein Gast-Artikel des ciberaBlog-Lesers Thomas Lablans:

Die Quijote-Rezeption in Deutschland wird um ein Kapitel reicher. Seit Anfang Oktober präsentiert die F.A.Z. den neuen Comic des Berliner Zeichners Flix als Fortsetzungsgeschichte. Nachdem Felix Görmann, wie Flix mit bürgerlichem Namen heißt, zuletzt u.a. eine Neufassung des Faust veröffentlichte (hier abzurufen), befasst sich sein aktuelles Werk mit Alonso Quijano, dessen Geschichte in humoristischer Weise aus der Mancha nach Deutschland verlegt wird.

Don Quijote von FlixLaut F.A.Z.-Redakteur Andreas Platthaus wird Cervantes‘ hidalgo „in die Gegenwart versetzt und umgemodelt, ohne dass dabei aber die spezifischen Themen und Formen des Originals auf der Stecke blieben“.
Weiter betont er in seiner Ankündigung:

Diese Übersetzung des „Don Quijote“ in einen deutschen Comic erfordert mehr als bloße Adaption. Sie macht aus Toboso, der Heimatstadt der im Roman von Alonso Quijano imaginierten schönen Dulcinea, für die er seine Heldentaten begehen will, den urbrandenburgisch klingenden Ort Tobosow im Landkreis Müritz. Aus Dulcinea selbst macht Flix die Katze des deutschen Alonso, und aus den berühmten Windmühlen, gegen die der Ritter von der traurigen Gestalt im Buch anreitet, wird im Comic eine ästhetische Plage von höchst aktueller Bedeutung: ein Windpark, errichtet von einer Aktiengesellschaft namens „La Mancha“, die übrigens für ihre Bautafeln einen Dienstleister beschäftigt, der auf den schönen Namen Paulo Coelho hört und „Beschriftungen aller Art“ anbietet.

Beginnend mit einem Beschwerdebrief Alonso Quijanos an die F.A.Z., findet sich der Comic unter diesem Link: www.faz.net/-h2p-6u3m2.

Ergänzend sei noch hingewiesen auf ein Interview des Zeichners zum Thema: Flix über sein neues Comic-Projekt: Don Quijote.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Spanisch- und portugiesischsprachiges Kino beim Filmfest Hamburg

Vitrina Filmfest Hamburg Auf dem Filmfest Hamburg (30.9. – 8.10.2011) bietet sich in diesem Jahr die sehr gute Chance, einen Einblick in verschiedene spanisch- und portugiesisch-sprachige Dokumentar- und Spielfilme aus Lateinamerika und Spanien zu bekommen. Die in der Sektion Vitrina zusammengefassten 13 Filme werden jeweils in der Originalversion mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.

Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen den argentinischen Film Las Acacias (Filminfo & Termine beim Filmfest Hamburg) von Pablo Giorgelli, der in Cannes mit der Camera d’Or als bestes Regiedebut ausgezeichnet wurde und der gerade am vergangenen Wochenende in San Sebastían mit dem Preis Premio Horizontes Latinos als bester lateinamerikanischer Film prämiert wurde, wo ich die Chance hatte den Film zu sehen und den Regisseur im Kolloquium zu erleben. Der eigentliche „Star“ des Films ist ein fünf Monate altes Baby, das laut Aussage des Regisseurs den Rhythmus der Dreharbeiten vollkommen bestimmte. Die Blicke, die das kleine Mädchen mit den ausdrucksstarken Augen den Mitakteuren und dem Publikum schenkt, sind äußerst sehenswert. Der Film als solcher aber auch. Wortkarge Bildgewalt im argentinischen Roadmovie. Hier einen kurzer Trailer von Las Acacias:

Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco

Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco

Mit diesen Worten informiert der Metzler Verlag über das gestern erschienene Werk «Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco» (Amazon) von Prof. Dr. Hans-Jörg Neuschäfer:

Worum geht es eigentlich in Calderóns „La Dama duende“?­ Wann­ wurde ­„Don­ Quijote“­ verfasst?­ Was ­ist­ das ­Besondere­ an ­„Corazón­ tan ­blanco“­ von­ Javier­ Marías?­ Anschauliche­ Einführungen ­fassen­ die­ wichtigsten­ Merkmale ­zu­ 25 ­Hauptwerken­ der spanischen­ Literatur ­zusammen.­ Neben­ einer­ Inhaltsübersicht­ werden ­Form,­ Gestaltung, ­Entstehungskontext­ und­ weitere ­Hintergründe­ dargestellt.­Interpretationsvorschläge ­und­ zahlreiche ­Beispiele­ helfen­ bei­ der­ Analyse­ der­ Texte.­ Die ­ideale ­Ergänzung ­zur ­Spanischen­ Literaturgeschichte.

Neuschäfer entkräftet in seinem Vorwort den Vorwurf, man solle es den Studierenden mit Einführungen nicht all zu einfach machen, mit durchaus schlüssigen Argumenten. Selbiges ist im online einsehbaren Vorwort nachzulesen. Der Verlag stellt auch ein Probekapitel im Format PDF (127 kb) zum Download bereit. Auf der Website von Neuschäfer gibt es auch ein detailliertes Inhaltsverzeichnis.

Das cibera-Team freut sich natürlich, dass die Virtuelle Fachbibliothek im Bereich Recherche genannt und empfohlen wird. Ebenfalls nachzulesen im Vorwort):

Am Ende eines jeden Kapitels stehen Hinweise auf die benutzten Ausgaben. Es sind meist solche, die einen Kommentar enthalten. Es schließt sich eine knappe Bibliographie an, […]. Darüber hinaus sei auf leicht zu erschließende online-Zugänge verwiesen: die von Christoph Strosetzki herausgegebene Bibliographie der deutschen Hispanistik, die Biblioteca virtual Cervantes und den Katalog der Madrider Nationalbibliothek, nicht zu vergessen das speziell die hispanistische Forschung dokumentierende Web-Portal cibera.

AUSSTELLUNG: DIE REVOLUTION IM DIENSTE DER POESIE   Santiago Sierra · Fernando Sánchez Castillo · Democracia

DIE REVOLUTION IM DIENSTE DER POESIEDie spanische Botschaft präsentiert die zweite große Ausstellung aus ihrem Kulturprogramm 2011. Die Ausstellung

„DIE REVOLUTION IM DIENSTE DER POESIE“

ist der Gegenentwurf zum Programm des international etablierten und statischen Berliner Kunstherbstes. Sie bringt drei der bedeutendsten kritischen Künstler Spaniens nach Berlin-Kreuzberg: Fernando Sánchez Castillo, Democracia und Santiago Sierra.

Eröffnung: Donnerstag, 8. September 2011, 19:00 Uhr

Ausstellungsdauer: 9. September – 3. Oktober 2011

Ort: Artitude, (Senatsreservenspeicher), Cuvrystr. 3-4, 10997 Berlin-Kreuzberg 

Vom 9. September bis 3. Oktober zeigen die sozialkritischsten Künstler Spaniens Democracia, Fernando Sánchez Castillo und Santiago Sierra, erstmals gemeinsam ihre Werke in Berlin. In ihren Fotografien, Skulpturen, Videoarbeiten und Installationen im öffentlichen Raum untersuchen sie die Zusammenhänge von Macht, Kunst und Wirtschaft. Die Werke der Ausstellung beschäftigen sich thematisch in vielfältiger Weise mit den Missständen und sozialen Veränderungen. Die jüngsten Umbrüche und Bewegungen in Europa und Nordafrika unterstreichen die Notwendigkeit über Veränderung nachzudenken.

Arbeit und Entlohnung, Jugend und Tradition, Protest und öffentliche Sicherheit, Krieg und Notwendigkeit, stehen in dieser Ausstellung mit offenem Ausgang zur Diskussion. So verwandt die Künstler inhaltlich miteinander sind, so unterschiedlich ist die Formsprache, derer sie sich bedienen. Die Ausstellung greift nicht nur drängende und tagesaktuelle Themen auf, sondern betrachtet gleichzeitig die Ästhetik des Revolutionären.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung:

am 17. September 2011, findet die Filmaufführung, im öffentlichen Raum von Santiago Sierras NO, Global Tour, sowie

am 23. September 2011, das Symposium Die Revolution im Dienste der Poesie im Instituto Cervantes (Rosenstrasse 18-19) mit dem Künstlerduo Democracia statt.

Eröffnung: Donnerstag, 08. September, 19:00 Uhr

Ansprache des Spanischen Botschafters S.E. Rafael Dezcallar, danach Empfang

Laufzeit: 09.09. – 03.10, Mi-So, 14:00 – 20:00

Walter Benjamin auf Ibiza (1932-1933)

Passend zur Urlaubszeit werfen wir im ciberaBlog heute einen Blick auf Ibiza:

Ibiza
Foto: Wikipedia

Keine Sorge, nicht aus touristischer, sondern vielmehr aus literarischer Sicht. Es geht um Walter Benjamin, der bekanntlich viele Monate der Jahre 1932 und 1933 dort verbracht hatte. Wie viele andere war er von der kargen Idylle der Weißen Insel sehr angetan, davon hat sich wenig gehalten auf Ibiza. Oder wie es Kersten Knipp in ihrem FAZ-Artikel zu Benjamins: «Ibizenkische Folge» mit drastischen Worten zutreffend beschreibt: «Das Erbe wurde gründlich verhunzt».

Die Ibizenkische Folge, nachzulesen auf textlog.de schrieb Benjamin im April/Mai 1932 auf der Balearen-Insel. Großartig etwa, wie Benjamin die Anordnung der Stühle in den mehrfach im Jahr geweißten Häusern in Raum für das Kostbare beschreibt:

Durch offene Türen, vor denen Perlvorhänge gerafft sind, dringt in den kleinen Dörfern im Süden Spaniens der Blick in Interieurs, aus deren Schatten das Weiß der Wände blendend hervorschlägt. Diese Wände werden vielmals im Jahr geweißt. Und vor der rückwärtigen stehen für gewöhnlich, streng ausgerichtet und symmetrisch, drei, vier Stühle. Um ihre Mittelachse aber spielt die Zunge einer unsichtbaren Waage, in der Willkomm und Abwehr in gleich schweren Schalen liegen. Wie sie so dastehen, anspruchslos in der Form, aber mit auffallend schönem Geflecht, läßt sich manches von ihnen ablesen.

Am besten kann man sich über Benjamins Zeit auf Ibiza informieren in Vicente Valeros «Der Erzähler. Walter Benjamin auf Ibiza, 1932 und 1933» (Parthas Verlag, ins Deutsche übersetzt von Lisa Ackermann und Uwe Dehler).

Ich zitiere aus der Rezension von Helga Grebing in Kultur und Kritik (12/2008 PDF): «Walter Benjamin auf Ibiza»:

Dass Ibiza als eine Art vormodernes, beinahe noch vorzivilisatorisches Utopia von bedeutender Anziehungskraft für Intellektuelle gewesen ist, kann man sogar heute noch hinter den Fassaden der postmodernen Erlebnis»kultur« ahnen. Was diese Aufenthalte und ihre präzise Nach-Wahrnehmung für Biografie und Werk von Walter Benjamin bedeutete, wissen wir nun aber erst durch das inhaltsreiche Buch des 1963 auf Ibiza geborenen katalanischen Lyrikers Vicente Valero, das in der spanischen Originalausgabe 2001 erschien und nun in deutscher Übersetzung vorliegt.

Und eben dieser Vicente Valero kommt auch in einem ausführlichen Beitrag von RTV Española zu Wort, der die Bedeutung von Benjamins Zeit auf Ibiza für dessen Werk beleuchtet. Sie können sich den gut gemachten Film aus dem Jahr 2005 hier anschauen:

Baleares, un viaje en el tiempo - Walter Benjamin en Ibiza (1932-1933)

Baleares, un viaje en el tiempo – Walter Benjamin en Ibiza (1932-1933)

Spanien will Netzneutralität per Gesetz garantieren

En defensa de Internet. Quelle: Eneko/20minutos.es
Quelle der Grafik: eneko/20minutos.es (via Enrique Dans)

Obige Grafik war hier schon einmal zu sehen, als wir Sie vor anderthalb Jahren auf die Netzzensur-Debatte in Spanien hingewiesen haben. Mittlerweile hat sich das Symbol der Taube mit den www-Flügeln in Teilen des spanischsprachigen Raums als Bild der Verteidigung des Internets etabliert und kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Freiheit des Netzes bedroht wird. So passt sie auch zum wichtigen Thema der Netzneutralität (Begriffsdefinition siehe Wikipedia). Spanien will nach den Niederlanden und Chile das dritte Land der Welt werden, das seinen Bürgern die Netzneutralität per Gesetz garantiert.

ALT1040 schreibt dazu heute im Artikel «España sería el tercer país en garantizar la neutralidad en la red por ley»:

La protección a la neutralidad de la red está ganando terreno en las legislaciones del mundo. En este año, Chile y Países Bajos se han convertido en las primeras naciones en promulgar leyes para garantizarla. Contrario a lo que sugieren `otros esfuerzos legislativos en el país, España también se sumará a esta tendencia, cuando este jueves inicie la discusión a una reforma a la Ley de las Telecomunicaciones.

Lesen Sie weiter auf ALT1040.

OtroLunes: Zeitschrift zur hispanoamerikanischen Kultur

OtroLunes

Man kann diese Zeitschrift über hispanoamerikanische Kultur trotz ihres Titels getrost auch an einem Mittwoch vorstellen: OtroLunes. Die aktuelle 19. Ausgabe der in Madrid erscheinenden Online-Zeitschrift ist u.a. dem kubanischen Autor Félix Luís Viera gewidmet:

Félix Luis Viera descubre, a través de sus cuentos, sus novelas y sus poemas universos humanos imprescindibles para comprender la esencia de esa “cubanidad” de la que hablan muchos críticos,y ello convierte su obra en un referente necesario para entender el desarrollo de las letras cubanas en la segunda mitad del siglo XX y en la actualidad.

Zitat aus dem Dossier Félix Luis Viera auf OtroLunes.

[via Culturamas]

Neues spanisches Kulturportal: españaescultura.es

españaescultura.es

Heute wurde der Öffentlichkeit in Spanien ein neues Portal vom Kulturministerium vorgestellt: españaescultura.es:

La ministra de Cultura ha presentado hoy en el Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía el portal España es Cultura / Spain is Culture, (www.españaescultura.es), una web que recoge toda la oferta cultura y que permite al usuario, según una nota del ministerio, „confeccionar una ruta de viaje a la carta o adquirir entradas, consultar información sobre alojamientos, transportes, oficinas de turismo o restaurantes próximos al elemento de su interés.

Quelle: El País: Toda la cultura española en tres uves dobles

Zum Portal selbst geht’s hier entlang: españaescultura.es.