Wikileaks und seine Pressepartner in Lateinamerika

Dort wo die Presse ihrer Funktion als Vierte Gewalt nicht mehr ausreichend nachkommt, braucht es womöglich eine Fünfte GewaltDie fünfte Gewalt, Mathias Bröckers am 13.12.2010 auf Telepolis wie Wikileaks. Die Enthüllungsplattform veröffentlicht ihre Nachrichten in einer Art Kooperation von Vierter und Fünfter Gewalt in den einzelnen Ländern mit Medienpartnern. Die bekanntesten sind u.a. Spiegel Online in Deutschland, The Guardian in Großbritannien und die New York Times in den USA.

Aber auch in vielen weiteren Ländern gibt es diese Presse-Partnerschaften. Gestern wurden im Twitter-Account von @Wikileaks mehrere Artikel lateinamerikanischer Presseportale verlinkt, die aus dieser Zusammenarbeit hervorgehen.

Twiter-Meldungen von Wikileaks zu Lateinamerika

So zum Beispiel ein Artikel in der mexikanischen Zeitung La Jornada: über die Beschuldigungen der USA zur mexikanischen Verwicklung in den Waffenhandel: Bajo la mesa, Washington culpa a México del tráfico de armas:

Wikileaks en La Jornada - 28.3.2011

A lo largo del sexenio de Felipe Calderón, el tema del contrabando de armas ilegales de Estados Unidos hacia México ha sido un diálogo de sordos entre los dos gobiernos. Los mexicanos –presidente, procurador general, ministros y militares– demandan en público y en privado que Washington detenga el trasiego de armamento bélico prohibido por ley en México y que al norte de la frontera se vende libremente. Mientras tanto –ahora se sabe– parte de este tráfico ilegal contó con la luz verde del gobierno en Washington, mediante su operativo encubierto conocido con su nombre clave Rápido y furioso. Gracias a éste circulan en el país más de 2 mil fusiles de alto calibre sin control.

Weitere Artikel aus den oben bereits erwähnten Tweets (die mit dem Linkkürzungsdienst is.gd gekürzten Links führen jeweils zu den Artikeln):
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Lomo in digitalen Zeiten: Überlegenheit des Analogen

Fotoseite des Lomografen peropero

Kennen Sie Lomo? Nein, ich meine nicht den Iberischen Schinken aus der Lende, sondern die gleichnamige Kamera. In Zeiten der digitalen Fotokunst erscheint die Liebe zu dieser ursprünglich aus St. Petersburg stammenden analogen Kamera geradezu wie ein Relikt aus alten Tagen. Lomografen gibt es in der ganzen Welt. Zum Beispiel den Lomografen peropero, einen 25jährigen zur Zeit in Chile lebenden Brasilianer, der heute etwa dieses farbenprächtige Foto (aufgenommen in Córdoba, Argentinien) veröffentlicht hat.

Adrian Daine hat heute auf Libro de Notas, in der Reihe Profundidad de campo, einen lesenswerten Artikel zur Lomografie veröffentlicht: La lomografía o el emperador desnudo:

En cualquier caso, la verdadera gravedad del asunto lomográfico la encontramos en el valor que se da a las imágenes, que es al fin y al cabo de lo que va la fotografía. En este aspecto, asistimos a un nivel de valoración similar al que se le critica al digital: en última instancia, podríamos decir que todo vale. Si en el digital se enaltece el uso del photoshop tanto si se usa con finura como si se exagera (ahí tienen esos espantosos HDR), la lomografía glorifica imágenes cuyo fondo es más obvio a mayor carga de “azar” encontramos en ellas. Así, los colores saturados y las composiciones caóticas destacan en imágenes que, de no tener tanta fanfarria y tanto envoltorio alocado, serían meros motivos incapaces de salirse del tópico. Esta tendencia la iguala a lo que siempre se ha denostado del ámbito digital, dado que en la lomografía, igualmente, la foto la hace la cámara y no el fotógrafo.

Spannender Aspekt, der zeigt, dass unter bestimmten ästhetischen Gesichtspunkten die analoge Fotografie der digitalen durchaus und immer noch überlegen sein kann.

Neue Geschichts-Kolumne auf Libro de Notas: Máquina de perspectiva

Julio Tovar schreibt einmal im Monat auf Libro de Notas: Máquina de perspectiva Viel versprechender Auftakt einer neuen monatlichen Kolumne auf »Libro de Notas«. Immer am 11. eines Monats wird sich Julio Tovar auf »Máquina de perspectiva« mit einem Thema aus der Geschichte befassen. Zum Start der Reihe schrieb er am 11. März:

Afirma Huysmans en su seminal À Rebours que todo hombre cultivado ha tenido alguna vez nostalgia por vivir en el pasado. Más aún, el pasado es un horizonte estable e inerte, más a medida que el reloj avanza de manera inversa. El concepto de cambio, aceptado en occidente desde el siglo XV, es desconocido para sociedades cuyo motor no es el progreso.

¿Y cuál es el interés de la historia? ¿Cuál su objeto? Simplemente la variación, el proceso por el cual nosotros somos diferentes a aquellos que nos preceden. ¿Quién no se ha sentido fascinado alguna vez al ver las fotos de su grupo favorito? De cómo cambian su vestimenta, sus peinados e incluso su música en apenas dos o tres años. Este proceso traspasado a centurias, milenios y de lo visual a todos los ámbitos es simplemente lo que estudiamos: oteando el horizonte y comprobando el movimiento del firmamento.

Lesen Sie den ganzen Text auf »Libro de Notas«: El horizonte de la historia.

TOLETUM – Netzwerk zur Erforschung der Iberischen Halbinsel in der Antike

Toletum ist nicht nur die lateinische Bezeichnung für die spanische Stadt Toledo, sondern auch der Name eines neu gegründeten Netzwerkes zur Erforschung der Iberischen Halbinsel in der Antike. Durch zahlreiche, teilweise spektakuläre archäologische Funde hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem antiken Spanien neue Impulse erhalten. Ein solcher Fund ist das 1988 freigelegte römische Theater in Cartagena, das zu seiner Zeit eines der größten in Hispania war.

Toledo
Foto: Wikipedia

Durch ein umfassenderes Verständnis von „Stadtarchäologie“ und den daraus resultierenden Grabungsstätten entstanden neue Forschungsmöglichkeiten, die zu einer wachsenden Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen führten. Um diese Entwicklung auch in Deutschland nachzuvollziehen, haben sich im letzten Herbst Historiker, Klassische und Provinzialrömische Archäologen, Bauforscher und Klassische Philologen zum Netzwerk TOLETUM zusammengeschlossen.

Toletum - Website

Das Netzwerk will den wissenschaftlichen Austausch anregen und auf dem jährlich stattfindenden Workshop einen Überblick über die aktuellen Arbeiten zur Iberischen Halbinsel in der Antike bieten. Auf der kürzlich eingerichteten Website werden zahlreiche Informationen gebündelt, darunter viele, die sich speziell an Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler richten, und Ansprechpartner genannt, mit denen sich Interessenten in Verbindung setzen können.

Übrigens, sollten Sie neugierig geworden sein: Literatur zur römischen Stadtgründung Toletum und zu vielen anderen Themen der spanischen Geschichte nicht nur in der Antike finden Sie auch bei uns in cibera.cibera

Die elektronische Bibliothek des Bibliotheksnetzwerkes des Instituto Cervantes (RBIC)

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Artikel im Format PDF herunter Das Instituto Cervantes, als eine Einrichtung zur Förderung der spanischen Sprache und Verbreitung der hispanoamerikanischen Kultur außerhalb Spaniens, vereint die Arbeit von 61 Zentren auf der ganzen Welt. Es wurden Wege zur Verbesserung der Dienstleistungen und der bis jetzt verfügbaren Bestände geschaffen, um sie besser auf die Bedürfnisse unserer Nutzer anzupassen.

Dafür stellt das Bibliotheksnetzwerk des Instituto Cervantes (RBIC) den Nutzern ein umfangreiches Angebot an elektronischen Ressourcen zur Verfügung, das wir Ihnen hier ausführlich vorstellen möchten. Sie können sich diese Präsentation auch als PDF PDF downloaden.

Der Nutzer erhält Zugang zu den elektronischen Informationen (auf CD-Rom/ DVD und online), die auf einem Server im Hauptsitz der Einrichtung installiert sind und somit von unzähligen Nutzern zur gleichen Zeit von allen Teilen der Welt zugänglich sind.

Mit der Einrichtung dieser Dienstleistung zum Zugang der elektronischen Ressourcen des Netzwerkes wird versucht, die digitale Informationsbeschaffung des Instituto Cervantes zu erhöhen und damit die Qualität und Quantität zu verbessern, um somit die Verwaltung der Dienstleistungen und Informationen jenseits der traditionellen Dokumente voranzutreiben.

Welche Ressourcen sind zugänglich?

Collage von Ressourcen Es handelt sich dabei um mehr als 60 Ressourcen. Sie sollen Informationen und Zugang zu Datenbanken von allgemeinen und fachspezifischen Daten im Einklang mit den eigenen Bereichen und Aktivitäten des Instituto Cervantes auf verschiedenen Gebieten liefern, vor allem aber in Bereichen Sozial- und Geisteswissenschaften.

Die Sammlung besteht aus:
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Ein Äquivalent für ein Glas Milch – 50 Jahre Incaparina in Guatemala

In Guatemala feierte vor kurzem Incaparina seinen 50. Geburtstag: Incaparina ist ein Ersatzprodukt für tierisches Eiweiss, das v.a. in der Kinderernährung verwendet wird. Das Wort setzt sich zusammen aus INCAP (=Instituto de Nutrición de Centro América y Panamá) und harina (=Mehl).

INCAP-Gebäude in Guatemala-Stadt INCAP ist ein 1949 gegründetes ernährungswissenschaftliches Institut für ganz Zentralamerika, dessen Sitz in Guatemala-Stadt liegt. Seit den 1950er Jahren erforschte das Institut die Ernährungssituation in der Region und legte dabei einen Fokus auf die Unterernährung von Kindern in ländlichen Regionen Guatemalas. Milch und andere Quellen tierischen Eiweißes waren für die dortige Bevölkerung unerschwinglich.

Incaparina Deshalb begaben sich die Ernährungswissenschaftler auf die Suche nach einem Ersatzstoff. Ihr Ziel war es, ein bezahlbares Äquivalent zu finden, das auf pflanzlichen und lokalen Produkten basiert. Nach einer Reihe von Experimenten wurden sie fündig: Baumwollsamen lieferten die benötigte Protein-Quelle für die erste Incaparina-Formel. Der Zusatz von Mehl und Vitaminen machte die Mischung komplett, die häufig als Atole (ein Getränk auf der Basis von Maismehl) konsumiert wurde.

Der Preis betrug nur ein Drittel des Preises für ein Glas Milch, was Incaparina für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich machte. INCAP beantragte nie ein Patent für das Produkt, sondern setzte sich zum Ziel, die Idee in Zentralamerika und anderen Weltregionen zu verbreiten. Dabei kooperierte das Institut mit verschiedenen privaten Unternehmen, die die Mischung produzierten. In Guatemala existiert Incaparina bis heute: Die Mischung basiert inzwischen auf Sojamehl und wurde um neue Geschmacksrichtungen erweitert.

Sehen Sie dazu auch das Video 50 Jahre Incaparina:

50 Jahre Incaparina


Dr. des. Christiane Berth
Die Autorin arbeitet an der Universität St. Gallen in der School of Humanities and Social Sciences (Lateinamerikanische und Internationale Geschichte).

Antonio Rivero Taravillo: Zur Übersetzung von Poesie

Fuego con Nieve - Blog von Antonio Rivero Taravillo Es ist allgemein bekannt, dass Übersetzungen von Poesie mit zu den schwierigsten Prozessen der Sprachübertragung gehören. Der spanische Autor, Dichter und Übersetzer Antonio Rivero TaravilloAntonio Rivero Taravillo wurde 1963 in Melilla geboren und hat u. a. Texte von Ezra Pound, Tennyson, Graves, Shakespeare, Marlowe, Keats (Auszeichnung mit dem Premio Andaluz a la Traducción Literaria), Flann O’Brien, Jamie O’Neill, Swift, Wells, Melville und Donne ins Spanische übertragen. Quelle: Sevillapedia. hat in seinem Blog Fuego con Nieve einen dreiteiligen Artikel zur Übersetzung von Poesie veröffentlicht, der zuvor in der Zeitschrift Cuadernos andaluces de traducción literaria erschienen war.

«Con todo, el trabajo del ritmo, que siempre enfatizo, también tiene contraindicaciones. Un riesgo de la traducción de poesía es el de caer en el sonsonete, el de poner el piloto automático del ritmo y, tras muchas millas o versos, despertar legañoso en el aterrizaje. No se puede traducir siempre con los mismos metros, por más que seamos duchos en ellos. A veces es preferible verter algún poema en verso más desestructurado y libre si evitamos con ello la sensación de monotonía, la idea de que el poeta traducido no era más que poseedor de un solo registro, incapaz de emplear otros ritmos. Viene esto además a subrayar nuestra vieja idea de que la traducción de un poema ha de ser realizada teniendo en cuenta el conjunto más que los versos por separado. De igual modo, la traducción de un libro, y más aún la de la poesía toda de un poeta, ha de ser abordada con el criterio de que lo que importa es la visión total, por más que en las partes pueda tomarse el traductor alguna licencia.»

Sie finden die drei Texte auf Fuego con Nieve:

[via Libro de Notas]

Buchkunst-Ausstellung zu Ehren von Miguel Hernández

Miguel Hernández Die Staatsbibliothek Hamburg zeigt vom 9.2. bis zum 27.3. 2011 eine Buchkunst-Ausstellung zu Ehren des spanischen Dichters Miguel Hernández.

Sein 100. Geburtstag am 30. Oktober 2010 veranlasste das Buchkünstlernetzwerk librodeartista ein internationales Treffen im Internet zum Thema Künstlerbuch, illustriertes Buch und Kunstedition zu organisieren. Daraus entwickelte sich eine Buchkunstausstellung als Hommage an den Dichter. Hierzu wurden 50 Künstler ausgewählt, die je ein Werk präsentierten, das sich mit Miguel Hernández oder seiner Lyrik auseinandersetzt. Auf diese Weise entstand ein repräsentatives Panorama der Buchkunst zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit Werken von Künstlern aus Spanien, Argentinien, Brasilien, Chile, Italien, Kolumbien, Mexiko und den USA. «La vida desatenta», deren Titel aus der Elegía a Ramón Sijé, einem der bekanntesten Gedichte Hernández‘ stammt, wurde parallel zu anderen Gedenkveranstaltungen in verschiedenen spanischen Städten gezeigt.

M100guel Eines dieser anderen Projekte wird in der Hamburger Ausstellung auch kurz vorgestellt: M100guel. Mehr als 2500 öffentliche Bibliotheken in ganz Spanien erhielten Kästen mit didaktischen Materialien zu den bekanntesten Gedichten von Miguel Hernández. Damit wurden landesweit zahlreiche Aktionen veranstaltet, um Kinder und Jugendliche mit Hernández‘ Werk und dem zeitgeschichtlichen Kontext vertraut zu machen und ihnen einen Zugang zu Bibliotheken zu eröffnen.

Die beiden Veranstaltungskonzepte zeigen die weit gespannte Rezeption von Leben und Werk des Autors: Miguel Hernández ist in Spanien nicht nur als Lyriker und Dramatiker von Bedeutung, sondern auch als Figur der Zeitgeschichte, in deren Leben und Wirkung sich der Bürgerkrieg, der Franquismus, der Übergang zur Demokratie und die gegenwärtige Auseinandersetzung um einen angemessenen Umgang mit dieser Geschichte spiegeln.

Die Kindheit des Dichters war geprägt durch das ländliche Umfeld in seinem Heimatort Orihuela nahe Alicante, wo er als Jugendlicher die Ziegen für den Betrieb seines Vaters hütete und zunächst als Autodidakt in Kontakt zur spanischen Lyrik kam. Sein Werk wandte sich parallel zu der persönlichen und politischen Entwicklung von konventionellen und privaten Themen hin zu sozial engagierter Lyrik und Dramatik, in denen der Bürgerkrieg eine zentrale Rolle spielte.
Nicht nur mit seinen Schriften und seinem politischen Engagement setzte sich Miguel Hernández für die Sache der Republikaner ein, sondern auch als Soldat an der Front. Nach dem Sieg der Franquisten wurde er verhaftet und zum Tode verurteilt – eine Strafe, die nach Protesten aus dem In– und Ausland in 30 Jahre Haft umgewandelt wurde. Durch seinen frühen Tod 1941 entwickelte sich Miguel Hernández neben Federico García Lorca und Antonio Machado zu einem literarischen Märtyrer des verlorenen Bürgerkrieges. Gegen Ende der Franco-Zeit wurden sein Leben und sein Werk unter dem Schlagwort „libertad“ zu einem Symbol für den Kampf gegen die Diktatur und für die entstehende Demokratie.

Auch mehr als 35 Jahre nach dem Tod Francos 1975 bleibt das Verhältnis Spaniens zu seiner Vergangenheit gespalten. Zwar kam es 2010 landesweit zu Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen und Ehrungen für den Dichter – aber bisher nicht zu einer Aufhebung des 1940 gegen ihn verhängten Urteils (siehe Artikel El País).

Foto Miguel Hernández, Quelle: Wikipedia