Das bibliothekarische Blog SEDICIn dem stets sehr informativen spanischen Gemeinschaftsblog berichten Informationsexperten aus den Bereichen Bibliothekswesen, Dokumentation und Archiv zu Themen Ihrer Arbeitsgebiete, siehe Selbstbeschreibung auf SEDIC hat den Monat Juli zum Lesetipp-Monat erklärt (Tema del mes de julio 2008: Leer en verano). Zuvor wurden die socios von SEDIC in einem Fragebogen nach Lektüreempfehlungen und (warum nicht?) Lektürewarnungen gefragt, sowie welche Bücher sie sich speziell für diesen Sommer vorgenommen haben. Die so entstandenen Lektüreempfehlungen und -warnungen werden nun nach und nach im SEDIC-Blog veröffentlicht. Nicht uninteressant zu sehen, was die Experten so ausgewählt haben und was sie zu den einzelnen Büchern in aller Kürze schreiben.
Am Rande erwähnt wird auf SEDIC eine Quelle für die hinlänglich bekannte Information, dass in Spanien sehr wenig gelesen wird, und zwar die Studie »Hábitos de Lectura y Compra de Libros 2006«. Die vom Verband der spanischen Verlage (Federación de Gremios de Editores de España)Bei SEDIC wird irrtümlicherweise der spanische Buchhandelsverband (CEGAL, Confederación Española de Gremios y Asociaciones de Libreros) als Auftraggeber der Studie angegeben. in Auftrag gegebene Studie wird in der Zusammenfassung von SEDIC wie folgt auf den Punkt gebracht:
…un 40% de los españoles no lee ningún libro a lo largo del año y un 49% realiza entre 1 y 12 lecturas, es decir una media inferior a una por mes. Por tanto el porcentaje de lectores que superan las 12 obras al año se limita al 11%.
Die im Januar 2007 veröffentlichte Studie bietet natürlich noch wesentlich genauere Daten zum Lektüre- und Buchkaufverhalten in Spanien. Sie umfasst 83 Seiten und kann hier im Format PDF heruntergeladen werden: »Hábitos de Lectura y Compra de Libros 2006«.
Eine Sängerin trägt Ay Carmela auf einer Abend-
veranstaltung in Zaragossa vor. Foto: D. Burkholz
Hiermit möchten wir auf die Präsentation des Dokumentarfilms »Brigadistas« von Daniel Burkholz hinweisen, die am Dienstag, 15. Juli 2008, um 20 Uhr, im Kino Central, Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin, mit anschließender Podiumsdiskussion („Welche Auswirkungen hat der Spanische Bürgerkrieg auf das Spanien von heute?“) stattfinden wird.
Veranst. in Zaragossa: Die Interbrigadisten
Simon Radwanski und Herman Scheerboom
Die Moderation wird der ehemalige MdB und Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Prof. Heinrich Fink, übernehmen. Die Widerstandskämpferin Lore Krüger, der Direktor des Cervantes Instituts Berlin Gaspar Cano Peral, die Schriftstellerin Mercedes Alvarez, der
Politologe Prof. Ignacio Sotelo und der Regisseur Daniel Burkholz werden ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnehmen.
El protagonista absoluto del filme es el testimonio en primera persona de estos hombres y mujeres que se prestaron libremente a luchar por las libertades de un país desconocido al que retornan ahora, en el final de sus vidas, para recibir un agradecido reconocimiento del pueblo español.
Ausführliche Informationen (Hintergrund, Pressespiegel, Fotos) zu »Brigadistas« finden Sie auf den Seiten von Roadside.
Der Film wird im spanischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt. Wer den Dokumentarfilm in Berlin nicht sehen kann, hat noch eine Chance ihn bei der im Rahmen der medica mondiale stattfindenden Aufführung in Köln am Samstag, den 19. Juli ab 21 Uhr zu betrachten (nähere Informationen siehe Roadside).
Am Sonntag wurde die spanische Nationalmannschaft nach 44 Jahren erneut Fußballeuropameister – der erste internationale Titelgewinn seit der Franco-Diktatur. Der spanische Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero kommentierte das Ereignis mit den Worten: „ … se ha cerrado la transición en el fútbol español con esta gran victoria.“ (El País). Er setzt damit dieses sportliche Ereignis in Beziehung zu der Zeit nach Francos Tod im Jahre 1975, als in Spanien ein friedlicher Übergang zur Demokratie gelang.
Gerade in der spanischen Fußballnationalmannschaft hatte sich in den letzten Jahrzehnten eines der größten innenpolitischen Probleme des Landes gezeigt – der Konflikt mit einigen Autonomieregionen, insbesondere mit dem Baskenland und Katalonien. Alle Betrachter sind sich einig, dass es unter dem Trainer Luis Aragonés zum ersten Mal gelang, eine Mannschaft zusammenzustellen, in der Spieler aus dem ganzen Land eine Einheit bilden. Das gilt sogar für die rivalisierenden Clubs Real Madrid und FC Barcelona, die in der Fußballwelt den Konflikt zwischen der Regierung in Madrid und der Generalitat de Catalunya widerspiegeln.
Vergleicht man die ausführliche online-Berichterstattung der spanischen Tageszeitungen, so wird deutlich, dass nicht nur in Madrid, sondern auch in Barcelona gejubelt und gefeiert wird, wenn auch in Barcelona mit kritischen Untertönen. Der Artikel »Los campeones de Europa reciben la enhorabuena de la Familia Real y Zapatero« der wichtigsten katalanischen Tageszeitung „La Vanguardia“ über den Empfang der „selección“ durch die königliche Familie und den Regierungschef in Madrid wurde mehr als 300 mal von Lesern kommentiert – auf spanisch oder katalanisch, aus Barcelona aber auch aus Madrid. Die vielfältigen Kommentare vermitteln einen guten Eindruck von der mittlerweile sehr differenzierten Stimmungslage in Katalonien und darüber hinaus.
Wer Überblickswerke zum spanischen Weltreich suchte, blieb lange Zeit auf die englischsprachige Historiographie verwiesen. Erst in den letzten Jahren lässt sich anhand vieler deutschsprachiger Neuerscheinungen ein frischer Trend zu zusammenfassenden Darstellungen erkennen, die die Erträge der spezialisierten Forschung synthetisieren und einem breiteren Publikum zugänglich machen.
Die gut lesbare Vermittlung historischer Forschungsergebnisse gewinnt seit einigen Jahren – nicht zuletzt aufgrund des andauernden Rechtfertigungsdrucks auf die Geisteswissenschaften – rasant an Bedeutung. Was es heißt, Fachwissen anschaulich zu gestalten, konnte ich als wissenschaftlicher Berater bei GEO Epoche zum Thema „Weltmacht Spanien“ erleben. Beratung meint hier Mitarbeit bei der Heftkonzeption, Literaturauswahl für die Autoren und kritische Durchsicht der fertigen Artikel (Was macht eigentlich ein Fachberater?).
Zwischen Wissenschaft und Journalismus
Plötzlich aus meinem wissenschaftlichen Schreibkontext in den Journalismus versetzt, sah ich das Verfassen von Geschichte mit ganz anderen Augen. Schreiben nicht als Dokumentation des eigenen Erkenntnisgewinns, sondern als Kommunikation mit Lesern. Während ich mir selber gelegentlich vorgaukle, mich an „historisch interessierte Laien“ zu richten, musste ich nun lernen, was es bedeutet, wirklich für historisch interessierte Laien zu schreiben. Bei aller Zuspitzung in journalistischen Texten bedeutet es nämlich in erster Linie erklären und nochmals erklären. Ohne Fußnoten. Personen, Orte, Ereignisse müssen charakterisiert und anschaulich werden. Wer ist das? Wo liegt es? Wie kam es dazu? Das Ganze spannend und unmissverständlich formuliert. Man kann hier ohne weiteres einwenden, dass wissenschaftliches Schreiben keinen Spannungsbogen braucht, Komplexität aufzeigen und nicht kaschieren soll und ohnehin auf einem ganz anderen Abstraktionsniveau angesiedelt ist – doch jeder, der einmal versucht, Philipp II. für den erwähnten Laien in einem Satz zu charakterisieren, wird verstehen, wo die besondere Schwierigkeit liegt. „Spanische Geschichte für die breite Öffentlichkeit“ weiterlesen
Das Spanische Kulturministerium stellt im Rahmen des Projektes Pares (Portal de Archivos Españoles) digitale Archive zur Geschichte und Kultur Spaniens ins Netz. In diesem Monat neu hinzugekommen ist das Archivo Rojo, welches das Ministerio de Cultura mit folgenden Worten auf der Startseite des umfangreichen Bildarchivs vorstellt:
Este valioso conjunto fotográfico, fue creado por la Junta de Defensa de Madrid como Fondo propagandístico para denunciar los desastres de la Guerra Civil. Posteriormente, fue ocultado y utilizado por el otro bando como instrumento de represión de las ideas políticas. Hoy, sus imágenes, nos acercan más a los actos encaminados para el recuerdo y homenaje de las víctimas de los bandos en guerra y para que la sociedad actual reafirme los lazos de convivencia política y social recogidos en el espíritu de la Constitución de 1978.
Beispiel für eine Detailseite des Archivo Rojo:
El famoso médico alemán „Papa Fraenkel“
Das Archivo Rojo verfügt über mehr als 6.000 Fotographien aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Der historische Bildbestand lässt sich durch eine Einteilung nach Kategorien und Orten (Madrid, Valencia) erschließen oder er kann nach Stichworten durchsucht werden. Jedes Bild kann vergrößert betrachtet werden und ist mit Detailangaben zu den Aufnahmen versehen, soweit diese bekannt sind. Gute Idee: Jede Fotoseite führt auch zu einem Formular (»Aportar información sobre la fotografía«), über welches die Besucher Informationen zu den Bildern beitragen können.
Vor einem unbedarften Blick in das Archiv sei jedoch gewarnt, manche Fotos schockieren durch ihre teilweise grausamen Inhalte.
60 Jahre hat es gedauert, bis sich Spanien an die republikanischen Opfer des Bürgerkriegs (1936-39) erinnern wollte und erinnern durfte. Heute sind es vor allem gut vernetzte Angehörigen-Verbände, die via Internet das öffentliche Bewusstsein prägen und politische Forderungen stellen.
Einmal im Semester veranstaltet die Hispanistik der Universität Bonn eine für Studierende, Lehrende und interessierte Bonner Bürger offene Jornada zu spanischen oder lateinamerikanischen Themen. Im Sommer 2008 widmet sich das Kolloquium der räumlichen Artikulation von Modernisierungsprozessen. Vor dem Hintergrund des „spatial turn“ in den Kulturwissenschaften befassen sich die Vorträge mit den Stadtkonzepten in Literatur und Film in Spanien. Im Mittelpunkt stehen dabei die Metropolen Madrid und Barcelona.
Veranstalter: Prof. Dr. Mechthild Albert, Lehrstuhl für Iberoromanische Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn
Hier das Programm der Jornada Hispánica vom 20. Juni 2008:
11 – 12.30 Uhr
PD Dr. Jörg Dünne (München): Raumgeschichte(n) – Topologien und Topographien der Literatur.
Prof. Dr. Hans-Jörg Neuschäfer (Saarbrücken): Barcelona – Eine literarische Stadtgeschichte.
14.30 – 18 Uhr
Marco Thomas Bosshard, M.A. (Freiburg): „Recuerdo un olor“ … Olfaktorische Topographien Madrids in der modernen spanischen Literatur.
Prof. Dr. Sabine Friedrich (Erlangen): García Lorca zwischen Granada und New York – Formen dynamischer Stadtwahrnehmung im Spannungsfeld der modernen Bild- und Textmedien.
Dr. Isabel Maurer Queipo (Siegen): „El corralito en la terraza“ – ZwischenRäume bei Pedro Almodóvar.
Die beiden in Barcelona tätigen Architektinnen Benedetta Tagliabue und Beth Galí sind nächste Woche in Hamburg zu Gast. Sie stellen auf Einladung des Instituto Cervantes Hamburg ihre Pläne für die HafenCity vor. In Vorträgen und Werkberichten geben sie Einblicke in die Konzeption der Freiraumgestaltung bedeutender Areale in der Hamburger HafenCity.
Zunächst gibt es am kommenden Freitag, den 27.06.2008, um 16:30 Uhr, die Möglichkeit an einer Führung von Christoph Schmidt (Senior Project Manager, HafenCity Hamburg GmbH) durch die Hafencity teilzunehmen und abends, ab 20:00 Uhr, im Lichthof des Altbaus der Stabi Hamburg die Vorträge und Werkberichte der beiden Architektinnen zu hören.
Sie finden alle Informationen zur Führung und zu den Vorträgen auf der Website des Cervantes Institutes: »Gedanken zur Kunst: „Die neue Polis“ Begegnungen zwischen Architektur und Kunst«. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei. Bitte beachten Sie, dass für beide Termine eine Voranmeldung bis zum 24. Juni 2008 erforderlich ist.
Wieder einmal eine erfreuliche Nachricht aus dem Bereich der Übersetzerpreise für die Übertragung von Werken aus der Hispania ins Deutsche: Wie schon bei der Auszeichung von Fritz Vogelgsang auf der Leipziger Buchmesse (für seine Übersetzung des Tirant lo Blanc von Joanot Martorell): In dieser Woche wurde der Übersetzer und Romanist Prof. Dr. Hartmut Hartmut Köhler (Uni Trier) mit dem „Johann Friedrich von Cotta-Übersetzerpreis 2008“ ausgezeichnet. Die Jury ehrt damit im Besonderen seine Verdienste für die Übertragung von Baltasar Graciáns „Criticón“. Die Stadt Stuttgart schreibt anlässlich der Preisverleihung in dieser Woche:
Hartmut Köhler habe bedeutende Übersetzungen aus dem Französischen, Italienischen und Spanischen verfasst, betonte die Jury. Sie würdigte vor allem Köhlers 2001 im Ammann Verlag veröffentlichte imposante Übertragung des monumentalen spanischen Barockromans „Criticón“ von Baltasar Gracián. „Es ist ihm mit hoher Kunstfertigkeit gelungen, dieses wichtige Werk, an dem sich schon manche Übersetzer, unter anderem Schopenhauer, versucht haben, den Lesern in großer Frische und Unterhaltsamkeit vorzustellen, ohne die Komplexität und die Ferne des Textes und die Fülle seiner Schwierigkeiten zu verdecken.“