Ein Thema von trauriger Aktualität: Anne-Katrin Mellmann auf Deutschlandradio Kultur mit einem Feature zur Grenze zwischen Mexiko und den USA – Eine Mauergeschichte:
Eine Wand aus Metall zerschneidet den Strand von Tijuana, der nördlichsten Grenzstadt Mexikos. Im sogenannten Friendship Park dürfen sich Menschen auf US-Seite dem Zaun nähern. Hier lernen Großmütter ihre Enkel kennen, treffen sich Paare, träumen Mexikaner von der Flucht.
Höchst beeindruckende Fotos aus Mexiko aus den vergangen vier Jahrzehnten zeigt die New York Times in einem Artikel über den begnadeten Fotografen Alex Webb (1952 in San Francisco geboren):
When Alex Webb first walked across the bridge from El Paso to Ciudad Juárez, Mexico, in 1975, he was a 23-year-old hotshot photographer. He had just become a nominee to the esteemed Magnum photo collective and was already noted for his alienated black-and-white images capturing the American social landscape.
Bei den Parlaments- und Regionalwahlen in Mexiko bleibt die PRI zwar die stärkste Kraft im Land. Doch haben die Wahlen auch einige überraschende Ergebnisse hervor gebracht. Im Bundesstaat Nuevo Léon im Norden des Landes etwa hat mit Jaime Heliodoro Rodríguez Calderón (‚El Bronco‘) zum ersten Mal ein unabhängiger Kandidat in Mexiko eine Gouverneurswahl gewonnen. Im Interview mit der spanischen Tageszeitung El País sagt der 57-jährige Agraringenieur, was er sich unter einem unabhängigen Politiker in Mexiko vorstellt:
P. A usted le toca definir lo que es un independiente en México. ¿Significa ser oposición?
R. No voy a ser opositor a nadie. Quizá los partidos vayan a ser opositores a nosotros, pero lo que voy a hacer es conciliar. Ser independiente significa que puedes hablar con todos, no traes el peso del partido arriba de ti. Puedo recibir las opiniones de todos y podemos hacer un collage de propuestas y respuestas.
Selten genug, dass mexikanische Filme in Deutschland im Kino zu sehen sind. Wenn es dann aber wieder mal soweit ist, und der Film von Claudia Sainte-Luce mit dem wunderschönen Titel «Los insólitos peces gato» auch noch mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, weisen wir gerne darauf hin.
Die gefeierte Tragikomödie „Der wundersame Katzenfisch“ erzählt vom Erwachsenwerden junger Frauen. Männer sind nur als Leichen dabei oder als Stichwortgeber. Ein feministische Polemik? Nö. Einfach ein sehr guter Film.
Die 22-jährige Claudia lebt alleine in Guadalajara, Mexiko. Als sie mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus landet, lernt sie Martha kennen, eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern, die trotz ihrer AIDS-Erkrankung voller Lebensfreude ist. Als Martha Claudia nach ihrer OP einsam nach Hause gehen sieht, lädt sie die junge Frau zu sich nach Hause ein. Ohne großes Aufheben wird Claudia Teil von Marthas eigenwilliger, turbulenter Familie, in der sie erstmals Zusammenhalt, Spaß und gemeinsame Mahlzeiten erlebt. Bald fühlt sich die junge Einzelgängerin der Familie zugehörig und wächst langsam in die Rolle der Ersatzmutter hinein, denn um Marthas Gesundheit steht es nicht gut…
„Der wundersame Katzenfisch“ ist eine warmherzige Geschichte über zufällige Begegnungen, die das Leben verändern, und darüber, was eine Familie wirklich ausmacht.
Und hier der Trailer:
Abschließend eine Einschätzung zu dem Film auf critic.de:
Ernst und Fröhlichkeit, Verzweiflung und Hoffnung, Traurigkeit und Humor liegen in Der wundersame Katzenfisch stets nah beieinander. Besonders machen den Film seine kauzigen Figuren, die sich mit ihren Eigenheiten in einer familiären Dynamik aus alltäglichen Pflichten, Ausnahmezustand und Versuchen des Ausbruchs verstricken.
Seit gestern läuft «Der wundersame Katzenfisch» in deutschen Kinos. Viel Vergnügen.
Heute möchten wir Ihnen einen Artikel aus dem Blog «Netz und Werk» empfehlen, das von der “Jungen Hamburger Geschichtswissenschaft” (JHG), einem Netzwerk von Doktorand/innen am Historischen Seminar der Universität Hamburg betrieben wird. Es geht um Identitätsstiftung sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene:
Der durch Narrationen hergestellte imaginäre Konnex zwischen Individuum und Kollektiv soll anhand der autobiographischen Erzählung Un niño en la Revolución Mexicana von Andrés Iduarte Foucher beleuchtet werden. Dieser Beitrag ist ein Plädoyer, die geschichtswissenschaftliche Forschung zur mexikanischen Revolution auf den reichhaltigen, bislang vernachlässigten autobiographischen Quellenfundus auszudehnen und auch weniger bekannte Erzählungen zu berücksichtigen, um der Pluralität der mexikanischen Vergangenheit so gerecht wie möglich zu werden.
Es mag zynisch klingen, die Vertriebsstrukturen und das Geschäftsmodell der mexikanischen Drogenkartelle mit denen global agierender Handelsunternehmen, wie z. B. Amazon, zu vergleichen. Doch genau das macht Rodrigo Canales, der als Associate Professor of Organizational Behavior an der Yale School of Management unterrichtet. Canales analysiert in seinem 18-minütigen TED-Talk den organisatorischen Hintergrund der menschenverachtenden Drogenkartelle in Mexiko:
Up to 100,000 people died in drug-related violence in Mexico in the last 6 years. We might think this has nothing to do with us, but in fact we are all complicit, says Yale professor Rodrigo Canales in this unflinching talk that turns conventional wisdom about drug cartels on its head. The carnage is not about faceless, ignorant goons mindlessly killing each other but is rather the result of some seriously sophisticated brand management.
Treffende Einordnung des sehenswerten Vortrages auf Co.Design:
Canales points out that illegal drugs are a $60 billion market (wholesale) in the U.S., which is just about the yearly revenue of Microsoft. And everything the cartels do is part of “integrated strategy” to pursue this market–including a strong organizational structure, tempting incentives, and good brand management. Maybe this seems like your typical TEDTalk, oversimplifying massive world problems into a bite-sized business language that seems as simple to fix as a miscalculated spreadsheet. But I was taken by the presentation–by how well it explained methodology and motivation, with all the understandable progression into the immoral you might see in Breaking Bad.
Der Clash der Kulturen könnte kaum größer sein. In Mexiko ist die erste Telenovela in der Sprache der Maya produziert worden. ‚Baktun‘ wurde im Dschungel von Quintana Roo mit Laiendarstellern gedreht. Geküsst werden, darf darin nicht. Aus Rücksicht vor den Sitten der indigenen Kommunen, wurden 300 Kussszenen aus der Serie entfernt. Neben dem Produktionsland Mexiko gibt es Interesse an der Ausstrahlung in Peru und Bolivien. Mehr zum ungewöhnlichen kussfreien Soap-Opera-Projekt auf El País:
Baktun se declara la primera telenovela en lengua maya, pero puede que también sea la primera del mundo que no acaba en un arrebato de pasión. La modesta producción, a punto de ser estrenada en México, quiere ser tan fiel a los usos y costumbres de las comunidades indígenas que eliminó 300 escenas de besos. Las muestras de afecto antes del matrimonio no están bien vistas en el pueblo maya, explica el director de Baktun, Bruno Cárcamo Arvide.
In der taz vom 22. Mai 2013 ist ein Artikel von Corinna Koch über die Arbeit der mexikanischen Fotografin und Dokumentarfilmerin Maya Goded erschienen. Sie hat jahrelang in Mexiko-Stadt unter Prostituierten gelebt und deren Leben dokumentiert:
Es war die Angst um das junge Leben, das in ihr heranwuchs, die Maya Goded in Mexiko-Stadts Rotlichtviertel La Merced führte, um in der Gesellschaft der dort lebenden und arbeitenden Prostituierten eine herbe Geborgenheit zu finden. Ihre Kamera versteckte die werdende Mutter unter dem Mantel, als sie an dem Zuhälter vorbei die Treppen hochstieg und einer der Sexarbeiterinnen aufs Zimmer folgte.
Anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Prince Claus Award 2010 wurde dieses Porträt von Maya Goded veröffentlicht, das in mehreren kurzen Interviews die dokumentarische Arbeit der Fotografin einordnet: