Vom 20. bis 22. März 2024 fand in Hamburg das XXXIX. Forum Junge Romanistik 2024: Kritische Perspektiven in der Romanistik statt. Der FID Romanistik hat diese Gelegenheit genutzt, um sich insbesondere bei den Romanist:innen in eher frühen Karrierephasen nach den Herausforderungen und Bedarfen beim wissenschaftlichen Publizieren zu erkundigen. Hier einige Ergebnisse:
Uns hat dabei interessiert, welche Erfahrungen insbesondere die so genannten Early Career Researchers gemacht haben – oder auch nicht. Dahinter steht natürlich auch das Interesse des FID Romanistik, seine Angebote zielgruppenorientiert an den spezifischen Bedarfen der Community auszurichten. Darüber hinaus möchte der FID Romanistik auch den langfristigen Wandel hin zu einer offenen und freien Wissenschaftskommunikation mitgestalten. Der Grundgedanke hinter dieser Umfrage ist, dass das Publikationsverhalten von Wissenschaftler:innen häufig zu Beginn der Karriere geprägt wird.
Gerade bei jüngeren Wissenschaftler:innen ergeben sich große Potenziale für die Transformation des wissenschaftlichen Publikationsprozesses und Entwicklungen wie Diamond-Open Access oder Scholar-led-publishing könnten sich als Bestandteil der Wissenskommunikation der nächsten Romanist:innen-Generation etablieren.
Um die entsprechenden Angebote machen zu können, haben wir über die Mailingliste der Mittelbauvertretung des Romanistikverbandes und via QR-Code auf der Veranstaltung selbst um das Ausfüllen einer kleinen Online-Umfrage gebeten. Die Umfrage war anonym und lief bis zum 21.04.24. Insgesamt 68 Teilnehmer:innen beantworteten die Fragen zu ihren Bedürfnissen und Erfahrungen, wobei insgesamt 89,47% entweder einen Master oder eine Promotion als höchsten Abschluss angaben.
Publikationserfahrungen
Zunächst haben wir nach den eigenen Publikationserfahrungen gefragt und können feststellen, dass die meisten Teilnehmenden bereits wissenschaftlich publiziert haben. Nur 23,81% gaben an, noch nicht wissenschaftlich publiziert zu haben. Gut 65% der Befragten haben in ihrer bisherigen Laufbahn entweder in einer Zeitschrift und/oder in einem Sammelband publiziert (Mehrfachnennungen waren möglich). Dagegen gaben nur wenige Befragte an, an der Gründung einer Zeitschrift beteiligt gewesen zu sein.
Interessen und Absichten
Dies ist insofern bedauerlich, als insgesamt mehr als die Hälfte der Befragten (54,1%) der Aussage „Ich würde gerne eine wissenschaftliche Zeitschrift (mit)herausgeben“ eher oder voll und ganz zustimmten. Die Aussage „Ich würde gerne einen wissenschaftlichen Sammelband (mit)herausgeben“ fand hingegen noch mehr Zustimmung unter den Befragten: 47,54% stimmten dieser Aussage voll und ganz zu.
Noch deutlicher war das Interesse an einer Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift (75,41% stimmten der Frage „Ich würde gerne in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen“ voll und ganz zu).
Hindernisse & Probleme
Aufschlussreich waren auch die Angaben zu den Hindernissen auf dem Weg zur wissenschaftlichen Publikation. Bei den vier vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auf die Frage „Folgende Hindernisse sind mir beim wissenschaftlichen Publizieren bisher begegnet“ wurden besonders häufig hohe Publikationskosten oder unzureichende Beratungsangebote speziell für Early Career Researcher genannt.
Interessanter sind hier die detaillierten Antworten zu konkreten Problemen. Bei der Möglichkeit, in einem Freitext weitere Probleme im Publikationsprozess zu benennen, wurden häufiger fehlende zeitliche oder finanzielle Ressourcen, aber auch ein generell zu hoher Publikationsdruck, unübersichtliche Fördermöglichkeiten oder mangelnde Unterstützung durch Verlage beklagt.
„Besonders die Herausgabe von Sammelbänden ist häufig mit hohen Kosten verbunden, die zwar teilweise von den Heim-Universitäten unterstützt werden, wenn sie OA publiziert werden, die Richtlinien dafür sind aber häufig sehr undurchsichtig oder gelten nur für Zeitschriftenartikel.“ (Anonym)
„Hierarchiedenken“ (Anonym)
„Kein übersichtlicher Portal, in dem man eine Liste von aktiven Zeitschriften für Wissenschaftler:innen in früheren Karriere-Phasen finden kann.“ (Anonym)
„Die semi-automatisierten Programme von Verlagen haben meine Publikationen erheblich verzögert“ (Anonym)
Bedarfe:
Insgesamt scheint es einen Informationsbedarf zu vielen Aspekten des Open-Access-Publizierens zu geben. Die Antworten auf die sechs in der Umfrage vorgegebenen OA-Themenbereiche verteilen sich recht gleichmäßig. Wir haben gefragt: „Über folgende Bereiche des Open-Access-Publizierens würde ich gerne mehr erfahren:
Auch hier konnten in einem Freitextfeld konkrete Wünsche geäußert werden. Zu folgenden weiteren Themen aus dem Bereich des wissenschaftlichen Publizierens wünschten sich die Teilnehmenden mehr Informationen
„rechtliche Infos zu Preprints und Veröffentlichungen auf Plattformen wie Academia.de“
„Ranking Liste wichtig für die Zukunft als Professor:in“
„Schreibtechniken, Methoden zum peer-Feedback“
„Ich würde gerne besser wissen, unter welchen Umständen ich bereits publizierte Arbeiten selbst veröffentlichen kann. Darüber hinaus würde ich gerne wissen, wie eigene Zeitschriften in die Datenbanken eingespeist werden können bzw. welche Schritte hier notwendig sind.“
Nutzung bestehender Beratungsangebote
Auch um die Beratungsangebote des FID Romanistik bei der Zielgruppe der Romanist:innen in frühen Karrierephasen kontinuierlich zu überprüfen, haben wir zum Abschluss der kurzen Online-Befragung danach gefragt, welche Beratungsangebote die Wissenschaftler:innen bereits in Anspruch genommen haben.
Das Ergebnis zeigt, dass der vorherrschende Informationskanal bei der Zielgruppe der kollegiale Austausch ist. Auch die Universitätsbibliotheken scheinen als Ansprechpartner für die Vermittlung von Publikationskompetenz wahrgenommen zu werden.
Die Erkenntnisse aus der Umfrage zum wissenschaftlichen Publizieren in frühen Karrierephasen fließen bereits in die Weiterentwicklung bestehender und die Konzeption neuer Services insbesondere für die Zielgruppe der Early Career Researcher ein. Über weitere Entwicklungen informieren wir Sie auf unseren Social Media-Kanälen (X; Mastodon), hier im Romanistik-Blog und natürlich auf unseren Webseiten. Bei Fragen zu unseren Angeboten oder generell zu Themen des Open-Access-Publizierens beraten wir Sie natürlich auch weiterhin gerne persönlich unter kontakt@fid-romanistik.de.
Wir bedanken uns insbesondere bei der Mittelbauvertretung des Deutschen Romanistikverbandes für die Verbreitung dieser Online-Umfrage und den Teilnehmenden für ihre interessanten Auskünfte.
Ein Gedanke zu „Umfrageergebnisse: Romanistisches Publizieren in frühen Karrierephasen“