Spezifische Forschungsfragen erfordern maßgeschneiderte Korpora. Wer zu spanischen Kriminalromanen um die vorletzte Jahrhundertwende arbeiten möchte, kann wahrscheinlich keine Übersetzungen ursprünglich englischer Gruselgeschichten in seinem Korpus brauchen oder Theaterstücke, in denen zufällig ein Detektiv auftaucht. Recherchemöglichkeiten nach den entsprechenden Kriterien – z. B. Sprache, Genre, Zeitraum – scheinen die naheliegende Antwort zu sein. Um diesbezüglich langfristig die Recherchesituation zu verbessern, läuft bis zum 30.09.2025 eine Umfrage zu den für Sie und Ihre Forschung wichtigen Kriterien. Machen Sie mit!
Das NFDI-Konsortium Text+, das DFG-Schwerpunktprogramm Computational Literary Studies und das EU-geförderte Projekt CLS INFRA haben gemeinsam einen Online-Fragebogen erdacht, der die für Forschende relevanten Kriterien bei der Zusammenstellung von Korpora abfragt. Die dabei erhobenen Informationen sollen dabei helfen, Infrastrukturangebote so zu gestalten, dass entsprechende Suchanfragen überhaupt möglich werden – was freilich auch mit sich bringt, dass die durchsuchbaren Texte mit den entsprechenden Vermerken versehen werden, oder, etwas technischer ausgedrückt, mit den entsprechenden Metadaten ausgezeichnet und angereichert werden. Als erster Schritt in diese Richtung sollen daher die angepeilten Nutzerinnen und Nutzer dieser Infrastrukturangebote, also die Forschenden selbst, zu Wort kommen und äußern, welche zusätzlichen Angaben, über den Namen einer Autorin oder des Erscheinungsdatums ihres Werks hinaus, sie gerne abfragen können wollen.
Der erwähnte Online-Fragebogen wird über das Tool LimeSurvey bereitgestellt und fragt auf gerade einmal sechs Seiten ab, wie wichtig den Teilnehmenden bestimmte Aspekte sind, bequem per Mausklick auf einer Skala von „sehr wichtig“ bis „gar nicht“. Die hierbei aufgelisteten Kategorien umfassen beispielsweise das Geschlecht der Autorinnen und Autoren oder die Zuordnung von Werken zu bestimmten Genres oder Epochen, also Dinge, deren Relevanz auf der Hand liegt.
Zusätzlich wird aber auch nach der Wichtigkeit sehr spezifischer Kriterien gefragt, wie Informationen zu Dateiformaten und Datenqualität konkreter Ausgaben, zur Länge der Texte oder zum Vorhandensein bestimmter paratextueller Elemente – Kriterien, die vielleicht kurz stutzig machen, aber eigentlich nicht weniger einleuchten als die übrigen genannten: Schließlich soll es darum gehen, konsistente und maßgeschneiderte Korpora anzulegen.
Abschließend können auch Angaben zur eigenen Arbeit mit und rund um literarische Korpora bzw. Textsammlungen gemacht sowie die üblichen freiwilligen Hinweise zum eigenen Hintergrund hinterlassen werden.
Diese kurze Befragung stellt vor allem eine gute Möglichkeit dar, etwaige explizit romanistische Anliegen zu formulieren und die fachlichen Anforderungen an digitale Sammlungen sichtbar zu machen. Wir ermuntern daher alle literaturwissenschaftlich arbeitenden Romanistinnen und Romanisten, wie auch die Literaturwissenschaftler:innen aus den Nachbarphilologien, der Umfrage bis zum 30.09.2023 ein paar beherzte Klicks zu widmen.
Weitere Links:
- „Welche Metadaten braucht die Literaturwissenschaft? Umfrage!“ – Aufruf im Text+-Blog: https://textplus.hypotheses.org/5626
- Das NFDI-Konsortium Text+
- Das DFG-Schwerpunktprogramm Computational Literary Studies (SPP-CLS)
- Das EU-Projekt Computational Literary Studies Infrastructure (CLS INFRA)