5 Jahre apropos [Perspektiven auf die Romania] – Die 10. Ausgabe ist veröffentlicht

Cover 10. Ausgabe apropos
https://doi.org/10.15460/apropos.10

Seit dem 30. Juni ist sie online, die 10. Ausgabe des romanistischen Open-Access-Journal apropos [Perspektiven auf die Romania]. Seit nunmehr 10 Jahren vereinen die Herausgeber:innen kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die geografischen und disziplinären Gebiete der Romanistik. In mittlerweile 155 Artikeln wurde sowohl aus den klassischen Bereichen Sprache, Literatur, Kultur berichtet als auch Nachbardisziplinen, wie Area Studies, Bild-, Medien- und Theaterwissenschaft, Gender und Queer Studies, Landeswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft einbezogen. In der aktuellen Ausgabe widmen sich die Autor:innen den „Künste[n] des Dazwischen – Graphische Literatur und visuelle Poesie der Romania als Genres ‚en marge'“

Im Dossier versammeln die Herausgeber:innen Julia Dettke und Jasmin Wrobel „unter­schiedliche medienkomparatistische Forschungsperspektiven zu Ausdrucks­modi von Bild-Text-Welten in der Romania […]“. Für sie sind visuelle Poesie und graphische Literatur in mehrfacher Hinsicht Künste des Dazwischen, schließlich kombinierten sie Bild und Text als „ästhetische und semantische Ausdrucksmöglichkeiten“. Darüber hinaus interessieren sich Dettke und Wrobel auch für die (implizite) Reflexion von Intermedialität auf narratologischer Ebene sowie für Zwischen-, Rand- und Marginalisierungserfahrungen auf thematischer Ebene.

Im mehr­dimensionalen Verhältnis von Schriftzeichen und Abbildung, von semantischer Festlegung und Öffnung, in der Überschreitung von Grenzziehungen und der Verortung zwischen unterschiedlichen semiotischen Systemen liegt ihre zugleich gattungsbildende und gattungsbrechende Spezifik.

Versammelt sind Beiträge zu „Poesie des Zwischen: Zu einem Dialogbuch Klaus Peter Denckers und Giovanni Fontanas“ (Schmitz-Emans, S. 24-40), zur Verhandlung zeitgenössischer Lyrik in Rabatés und Kokors Comic (Ortrud Hertrampf, S. 41-53) oder der „[…] relación entre la poesía visual y la historieta en América Latina“ zwischen 1985 und 2009 von Christoph Müller (S. 54-71). Mehrsprachigkeit ist dabei nicht nur für die Zeitschrift selbst ein Thema: Im folgenden Beitrag „Flaschen, Züge und verborgene Kriege oder Rimbauds Hölle in Stuttgart“ untersucht Cornela Ortlieb unter anderem die mehrsprachigen typographischen Auffälligkeiten ihres Gegenstandes –  Arthur Rimbauds „Brief an Ernest Delahaye von 1875 (S. 72-93).

„Autorretrato com futuro“ (2021) © Patrícia Lino

Die Beiträge von Christian Alexius (S. 94-115), Christoph Groß (S. 116-143) und Anne Brüske (144-169) behandeln verschiedene Spielarten graphischer Erzählungen als Erinnerungs-, Diskurs- und Experimentierraum. Auch die Genre(-grenzen) des Fancomic, Text-Bild-Erzählungen und graphischen Autofiktionen in einer frankokanadisch-haitianischen Graphic Novel werden hier eingehend analysiert.

Mit den Beiträgen von Janek Scholz (S. 170-190) und Camilo Del Valle Lattanzio (S. 191-211) richtet sich der Blick erneut nach Lateinamerika. Scholz interpretiert cartas para ninguém (2019) der brasilianischen Autorin Diana Salu als einen „Text im Werden“ und vor dem Hintergrund der Lebenserfahrungen der Autorin als lesbische Trans*-Frau als ein fortwährendes „Anschreiben gegen Zuschreibungsprozesse“. Mit dem spanischsprachigen Beitrag „‚Diversidad en la unidad‘. Una lectura en clave ecocrítica de la imagen poética en el Diario de Frida Kahlo“ analysiert Camilo del Valle Lattanzio das Tagebuch von Frida Kahlo unter Bezugnahme auf Octavio Paz und Timothy Morton:

[…] Trato de demostrar la presencia de un modo cómico en su obra que no solamente juega un papel importante en su ecología implícita, sino en su concepción de imagen y su relación con la palabra.

Auch in der Rubrik Varia greift Florian Homann die zentralen Überlegungen zur Intermedialität des Heftes auf und widmet sich den Formen kolumbianischer Erinnerung bei Héctor Abad Faciolince und Tomás González (S. 213-231). In der Rubrik premiers travaux bietet die Zeitschrift auch Autor:innen von besonders guten Haus- und Abschlussarbeiten die Chance erste Publikationserfahrungen zu sammeln. Zur 10. Ausgabe hat diesmal Lea Kreiner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen Beitrag zur Funktion von Diminutivsuffixen in Quinos Mafalda beigesteuert. In „Emotive Suffigierung im spanischsprachigen Comic – Zu pragmatischen Funktionen der Diminutivsuffixe in Quinos Mafalda“ (S. 233-260) analysiert Kreiner die graphischen Realisierung konzeptioneller Mündlichkeit im Hinblick auf ihre unterschiedlichen Verwendungsweisen. Teresa Gruber und Elissa Pustka sorgen mit ihrem Beitrag „Essen und Trinken in der Romania – Eine kulinarische Entdeckungsreise durch die romanische Sprachgeschichte“ (S. 262-286) für einen essayistischen Abschluss des Heftes. Erwähnenswert ist sicherlich auch der Schwerpunkt im Rezensionsteil zur „Hispanische Welt zwischen Ost- und West-Deutschland“ mit Texten u.a. zu dem 2022 erschienenen Sammelband La otra Alemania. España y la República Demócrata Alemana (1949-1990) von José M. Faraldo und Carlos Sanz Díaz (Hrsg.) sowie zu Die Beziehungen zwischen Argentinien und der DDR 1945-1990. Internationale Akteure im Spannungsfeld des Kalten Krieges von Víctor Manuel Lafuente (2022).

Apropos [Perspektiven auf die Romania] hat sich den Prinzipien des Diamond-Open-Access und verlangt daher von ihren Autor:innen keine Publikationsgebühren (APCs). Der anhaltende Erfolg der Zeitschrift ist einerseits ein Beleg für das bestehende Interesse der romanistischen Fachgemeinschaft an diesem Publikationsweg, andererseits auch eine Herausforderung. So schreiben die Herausgeber:innen:

Während das wissenschaftsgeführte Publizieren von vielen Stellen gepriesen wird und auch eine grundlegende Netzwerkbildung entsteht (etwa durch das BMBF-geförderte Scholarled Plus-Projekt oder das DFG-geförderte OJS-Redaktionsnetzwerk), so fallen Zeitschriften, die sich wie apropos dem Diamond Open Access, also der Kostenfreiheit für Leser*innen und Autor*innen verschrieben haben, durchs Förder- und Finanzierungsraster und können nur durch großen persönlichen Einsatz der Herausgeber*innen betrieben werden. Während es inzwischen für Autor*innen zahlreiche Möglichkeit durch Universitätsbibliotheken, Stiftungen etc. gibt, um Zuschüsse und Kostenübernahmen für APCs bei Zeitschriftenartikeln (sog. Article Processing Charge, die in anderen Open-Access-Modellen von den Autor*innen getragen werden müssen) oder Verlagskosten bei Open-Access-Buchpublikationen zu erhalten, ist es für wissenschaftsgeführte Redaktionen schwierig, die minimalen laufenden Kosten, etwa für Hosting und technischen Support, zu decken. Dies ist ein Grundproblem, das dringend gelöst werden und für das die Wissenschaftsförderung entsprechende Programme bereitstellen muss.

Apropos wird unter Vermittlung des FID Romanistik  von Hamburg University Press gehosted und durch die Universitätsbibliothek der Universität Rostock finanziell unterstützt. Herausgeber:innen sind Christoph Behrens, Beate Kern, María Teresa Laorden Albendea, Joris Lehnert und Stefan Serafin unter Beratung eines wissenschaftlichen Beirats (Link). Zum bedauerlichen Ableben ihres Beiratsmitgliedes und Autors Dimitri Almeida ist der 10. Ausgabe ein Nachruf vorangestellt.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert