Seit April erscheint Fabulari – ein wissenschaftlicher Podcast über Literatur und Film in der Romania – zuverlässig alle 14 Tage. Die Herausgeber:innen Teresa Hiergeist, Benjamin Loy und Stefanie Mayer widmen sich darin den aktuellen Forschungsfragen der Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaften.
Die drei sind selbst romanistisch ausgebildet, forschen bspw. im Bereich der kognitiven Narratologie, zu Imaginationen von Gesellschaftlichkeit (Hiergeist et. al. 2021) oder zu Intertextualität bei Roberto Bolaño (Loy 2019) und arbeiten gemeinsam am Institut für Romanistik der Universität Wien. Mit Ihrem Podcast-Projekt richten Sie sich sowohl an Romanist:innen und Studierende als auch an interessierte „Kulturtreibenden, Aktivist:innen, Literaturliebhaber:innen oder Filmgeeks“. So wollen die drei Podcast-Hosts:
[…] einen alternativen Raum, um von der thematischen, perspektivischen und methodischen Vielfalt der Romanistik im 21. Jahrhundert Zeugnis abzulegen, die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Relevanz ihres Zugangs herauszustellen, die Begeisterung für ihre Arbeit zum Ausdruck zu bringen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Dazu laden sie Gesprächspartner:innen aus der Wissenschaft und Studierende der Wiener Romanistik ein und befragen sie zu den jeweiligen Disziplinen, ihrer aktuellen Forschung oder ihren Abschlussarbeiten. Den Anfang machte dabei der Wiener Professor für französische und spanische Literatur und Medien Jörg Türschmann (Publikationen von Jörg Türschmann finden sich auch zahlreich im Katalog des FID Romanistik ).
Türschmann analysiert exemplarisch einige Szenen des spanischen Spielfilms Tésis von Alejandro Amenábar (1995) und berichtet von seinen Erfahrungen aus der universitären Lehre zu diesem Thema.
Ebenfalls aus Wien sind die Studierende Anna Platzgummer und Antonia Scheuringer zu Gast. Platzgummer stellt in der dritten Ausgabe dieses Podcasts ihre Bachelor-Arbeit zur Ästhetik Jean-Pierre Melvilles und seinen Spuren im Kino der Gegenwart vor und Antonia Scheuringer spricht über Darstellungen des Arbeitskampfs in dem Film En Guerre von Stéphane Brizé aus dem Jahr 2018.
Jean-Pierre Melville hat mit seiner spezifischen Ästhetik den film noir entscheidend geprägt und ist im Zuge des Revivals des Genres seit den 1990er Jahren zur Kultfigur und zur Inspiration des zeitgenössischen Kinos geworden.
Neoliberale Tendenzen, die Wirtschaftskrise 2008 und zuletzt die Covid-Krise haben im Gegenwartsfrankreich für eine Verstärkung der sozialen Ungleichheit und eine zunehmende Prekarität der Beschäftigungsverhältnisse gesorgt. Befristete Verträge, Leiharbeit, erzwungene Teilzeitarbeit und Lohnkürzungen sind für zahlreiche Arbeitende zur Normalität geworden. Kein Wunder, dass auch Gegenwartsfilme dieses Thema aufgreifen, um dazu Position zu beziehen.
Neben diesen filmwissenschaftlichen Themenbereichen werden aber auch eher typische Bereiche der romanistischen Literaturwissenschaft behandelt: So wird Sabrina Grohsebner zur Rolle und Darstellungen der Hebammen-Figur im Siglo de Oro befragt (Folge 04) und die Linguistin Laura Linzmeier spricht zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Jonas Hock in Folge 02 über das Forschungsnetzwerk MS ISLA (Mediterranean Studies on Island Areas).
Zu hören ist der Podcast über Spotify, Apple, Deezer und Podigee. Die Folgen haben meist eine Länge von 30 min. und erscheinen alle 14 Tage.