Scholar-led Publishing: Tipps und Tricks für wissenschaftsgeführtes Publizieren

Scholar-led Publishing, häufig auch als wissenschaftsgeführtes Publizieren bezeichnet, ist ein Ansatz im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens, bei dem die Forschenden selbst eine aktivere Rolle bei der Veröffentlichung und Verbreitung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten übernehmen.

Ganz im Gegensatz zum traditionellen kommerziellen Verlagsmodell wird beim Scholar-led Publishing der gesamte Veröffentlichungsprozess maßgeblich von der wissenschaftlichen Community gestaltet. Forschende organisieren, steuern und verwalten die Publikation ihrer Forschungsergebnisse meist selbst – von der Einreichung über das Peer-Review-Verfahren bis hin zur Veröffentlichung. In der Regel wird dabei ein besonderer Wert auf die Einhaltung der FAIR-Prinzipien und Kriterien des Open-Access gelegt. Ein weiterer Vorteil dieses Publikationsmodelles liegt in der verbesserten Kostenkontrolle für die beteiligten Wissenschaftler:innen. Auch in die Romanistik findet dies Anklang: So feierte mit apropos [Perspektiven auf die Romania] eine wissenschaftsgeführte Diamond-Open-Access-Zeitschrift in diesem Jahr ihre 10. Ausgabe

Diamond Open Access

Viele Open-Access-Zeitschriften funktionieren ohne APCs. Das heißt, es entstehen keine Kosten für die Autor*innen, sondern die Finanzierung erfolgt aus institutionellen Mitteln, durch Förderer oder z. B. auch über Bibliotheks­konsortien, zu denen sich verschiedene Bibliotheken zusammenschließen. Dieses Modell, das auch als Platinum OA oder Diamantenes OA bezeichnet wird, ist eine Unterart des Open Access Gold. (Quelle: Glossar open-access-network)

Für die Transformation des Publikationsprozesses hin zu mehr Openess kann das Scholar-led Publishing einen wichtigen Beitrag leisten. Doch dafür müssen noch einige Hürden genommen werden: Neben der strukturellen Herausforderung einer dauerhaften Finanzierung von Redaktion und Infrastruktur fehlt es vielerorts auch an Wissen im Bereich des wissenschaftlichen Publikationsprozesses. Dringend notwendig ist das „capacity building“ in der Community, also die Hilfe zur Selbsthilfe, insbesondere um Wissenslücken im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens zu schließen“, wie Marcel Wrzesinski im Vorwort seiner jüngst erschienen Handreichungen zu diesem Thema schreibt:

Wrzesinski, Marcel. 2023. Wissenschaftsgeleitetes Publizieren. Sechs Handreichungen mit Praxistipps und Perspektiven. Berlin: Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. https://doi.org/10.5281/zenodo.8169418

Die Handreichungen – sechs an der Zahl – wurden im Rahmen des Projekts „Scholar-led Plus“ am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft erstellt, gefördert durch das BMBF und geleitet von Marcel Wrzesinski. Die Empfehlungen fußen dabei auf einer umfangreichen Bedarfserhebung in der Community und wurden in Arbeitsgruppen mit Expert*innen erarbeitet.

Das Gesamtdokument als Summe seiner Teile vermittelt grundsätzliches Wissen zu technischen Abläufen, Tools und Infrastrukturen, verknüpft dies aber auch mit Hinweisen zu  urheberrechtlichen Aspekten und dem Anspruch auf Datenschutz. Es betont die Relevanz der redaktionellen Arbeit und gibt Empfehlungen zur Optimierung der Prozesse, wobei die bisher vielfach unterrepräsentierten Bereiche der wissenschaftlichen Kommunikation und Verbreitung der Inhalte gesondert betrachtet werden. Nicht zuletzt werden administrative Vorgänge adressiert: Neben den Kosten für Zeitschriften und Möglichkeiten der Finanzierung und Förderung  werden auch Strategien guter Governance für Zeitschriften beschrieben. (Wrzesinski 2023: 4)

Für weiterführende Informationen werden zu jedem Thema auch Beispiele aus der Praxis und weiterführende Literaturhinweise aufgeführt. So verweist der Autor im Kapitel zu „Urheberrecht und Datenschutz“  beispielsweise auf das Buch Rechtsfragen bei Open Science: Ein Leitfaden (Wrzesinski 2023: 32).

Kreutzer, T., & Lahmann, H. (2021). Rechtsfragen bei Open Science: Ein Leitfaden. Hamburg University Press. https://doi.org/10.15460/HUP.211

Dr. Till Kreutzer ist Partner der Kanzlei iRights.law mit ausgewiesener Expertise im Bereich digitaler Medien und Henning Lahmann deren wissenschaftlicher Mitarbeiter. Dr. Till Kreuzer ist darüber hinaus Gründungsmitglied der Informationsplattform und Online-Magazins iRights.info, die bereits seit 2005 Fragen zu Urheberrecht, Open Science und anderen Rechtsgebieten des Digitalen informieren. Die zweite, vollständig überarbeitete Auflage ist unter Mitarbeit von Dr. Ina Kaulen entstanden, Juristin der SUB Hamburg. Rechtsfragen bei Open Science erscheint bei Hamburg University Press im Open Access (CC-BY 4.0). Der Verlag ist eine Non-Profit-Einrichtung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der das Hosting von Diamond-Open-Access-Zeitschriften anbietet.

Neben dem Blick auf die Handreichungen von Wrzesinki und den Leitfaden von Kreutzer & Lahmann können sich Interessierte im Open Access Journals – Toolkit über alle Werkzeuge informieren, die es für den Veröffentlichungsprozess braucht. Der Online-Werkzeugkasten deckt dabei Themen aus dem gesamten Lebenszyklus der Zeitschriftenentwicklung und -betrieb ab: über Gründung, Kosten, Personal, Richtlinienerstellung bis hin zur Indexierung und anderen technischen Aspekten.

Seit die Webseite im Juni 2023 online ging, wird sie stetig vom Editorial Board aktuell gehalten. Sie finden es unter

www.oajournals-toolkit.org

Bei individuellen Fragen berät der FID-Romanistik auch gerne persönlich. Weitere Informationen zu Open Access in der Romanistik und entsprechende Kontaktdaten finden Sie auf unserer Webseite und natürlich laufend hier im Blog.

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