„Es war einmal… Picasso“ – Beiträge zum 50. Todestag eines Genies

Signature of Pablo Picasso (schwarz auf weiß)
Pablo Picasso, Public domain, via Wikimedia Commons

Pablo Picasso war zweifellos einer der berühmtesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein Werk hat die Kunst entscheidend geprägt. Am 8. April 2023 jährt sich sein Todestag zum 50. Mal und gibt Anlass, auf sein Vermächtnis, aber auch auf seine Rezeption zurückzublicken.

Pablo Ruiz Picasso wurde am 25. Oktober 1881 in Málaga geboren und starb im Alter von 92 Jahren am 8. April 1973 in der Nähe von Nizza – gut zwei Jahre vor Franco und dem Ende der spanischen Diktatur. Picassos künstlerisches Schaffen erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und umfasste eine Vielzahl von Stilen und Techniken, darunter Malerei, Bildhauerei, Grafik und Keramik, wobei die Gesamtzahl seiner Werke auf 50.000 geschätzt wird.

Sowohl zu Lebzeiten als auch nach seinem Tod wurde er nicht nur gefeiert sondern kontrovers diskutiert. Sein künstlerisches Schaffen und dessen Präsentation, sein Lebensstil und seine Persönlichkeit waren und sind Gegenstand der Kunst, der Kunstgeschichte und der Medien.

So sendete der Deutschlandfunk für die Reihe Hörsaal jüngst eine Vorlesung des Hamburger Kunsthistorikers Uwe Fleckners vom 08.11.22. Sie trägt den Titel „Wie eine Picasso-Ausstellung die Deutschen Demokratie lehrte„.

Die Nationalsozialisten verbannten und verfemten die Kunst der Avantgarde. Nach dem zweiten Weltkrieg hielt sie langsam wieder Einzug in deutsche Museen. 1955 fand in München eine große Ausstellung der Werke Pablo Picassos statt. Der Ort: Das Haus der Kunst, ein Ausstellungsbau, den die Nationalsozialisten als Präsentationsort für regimetreue Künstler erbaut hatten.

Uwe Fleckner weist in seinem Vortrag unter anderem darauf hin, dass es zum Zeitpunkt der Ausstellung, knapp zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, noch kein abgeschlossenes, allgemeingültiges kunstwissenschaftliches Urteil über Picassos Werk gab. Die gezeigten Bilder waren politisch und irritierend, die Besucher konnten sich nur selbst ein Urteil bilden.

Erst die offene, noch unsichere, fragende, ja sagen wir getrost, demokratische Auseinandersetzung mit dieser Kunst konnte hier den Beginn einer Wiedergutmachung markieren, deren mühsamer Prozess bis heute andauert. (Fleckner)

Uwe Fleckner hat seinen Vortrag „Die Bilder schauen zurück. Wie Pablo Picasso das Münchner Haus der Kunst entnazifizierte“ am 8. November 2022 in Hamburg im Rahmen der Reihe „Bilder als Akteure des Politischen. Sozial- und Kunstwissenschaftliche Perspektiven“ gehalten. Diese Reihe haben das Hamburger Institut für Sozialforschung und das Warburg-Haus gemeinsam veranstaltet.

Über das viel diskutierte und zunehmend kritisch betrachtete Verhältnis des Erfinders des Kubismus berichtet der SWR. Änna Seidel fragt in SWR2 Wissen: „War Pablo Picasso ein Frauenfeind?

Pablo Picasso starb am 8. April 1973. Heute, 50 Jahre später ist der Protest gegen den Künstler laut, manchmal schrill – und bekommt vor allem im Netz viel Aufmerksamkeit. Feministinnen werfen Picasso Sexismus und ein antiquiertes Frauenbild vor – manche sogar häusliche Gewalt oder Vergewaltigung.

Verwiesen wird auch auf die australische Komikerin Hannah Gadsby, die in ihrer Netflix-Show Picassos male gaze – den Blick des männlichen Künstlers auf das weibliche Modell – scharf kritisiert.

Immer und immer wieder porträtiert Picasso die Frauen, mit denen er gerade zusammen ist – und das sind im Laufe seines Lebens ziemlich viele. Frauen spielen also eine zentrale Rolle in Picassos Werk, aber eben nur eine passive Rolle (Seidel)

Über eine seiner „Musen“, Françoise Gilot, hat Arte einen 50-minütigen Dokumentarfilm produziert:

Pablo Picasso & Françoise Gilot – Die Frau, die Nein sagt erzählt die verworrene und spannende Geschichte eines außergewöhnlichen Paares und der Ungleichheit zwischen ihnen und der französischen Öffentlichkeit der 1960er Jahre. So erschien im April 1965 in der Wochenzeitung „Les Lettres françaises“ eine Petition, deren erklärtes Ziel es war, die Veröffentlichung von Gilots Buch „Vivre avec Picasso“ (1964) zu verhindern. Die Malerin Gilots hatte es gewagt, ein weniger glamouröses Bild des Künstlers zu zeichnen. Der Film ist noch bis zum 31.05.23 im Rahmen des Arte-Thementages zum 50. Todestag Picassos zu sehen.

Arte feiert nicht seinen Geburtstag, erstellt auch keine weitere Hommage an das Genie, will keine Elogen verbreiten, keine neuen Superlative am Kunstmarkt zelebrieren, sondern einen großen Künstler über 10 Stunden Programm hinweg auseinandernehmen, um einem Menschen, den jeder zu kennen glaubt, noch näher zu kommen und nach vielen bereits gefeierten Jubiläen noch unbekannte Facetten an ihm zu entdecken. (Arte)

Gezeigt werden unter anderem die Gedanken und Meinungen berühmter zeitgenössischer Künstler:innen wie Ai Weiwei oder Orlan aber auch verschiedene Tanzchoreographien oder tiefe dokumentarische Analysen seiner Werke.

Das Leben und Wirken des vielleicht wichtigsten Künstlers des 20. Jahrhunderts, das gilt es nun durch die Brille des 21. Jahrhunderts zu betrachten, wie es Paloma Alarcó vom  Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid für Deutschlandfunk Kultur formuliert (Titan, Aktivist, Macho – DLF Kultur).

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert