Beschleunigung und Nachhaltigkeit sind zwei komplementäre Themen im aktuellen Diskurs über die Digitalisierung und speziell auch über digitale wissenschaftliche Publikationen. Ein Beitrag von Philipp Hegel, Michael Krewet, Andrea Rapp auf Logbuch Wissensgeschichte nähert sich der Frage, wie sich neu entwickelnde Infrastrukturen zum Wissen und dessen Veränderungen verhalten:
Wenn digitale Infrastrukturen epistemische Prozesse schneller werden lassen und zugleich deren Ergebnisse verstetigen, dann muss dieses Wissen, wenn es nicht nur gespeicherte Information bleiben soll, immer noch intellektuell durchdrungen werden. Können digitale Infrastrukturen dieses Problem, das sie zum Teil selbst befördern, auch ein Stück weit zu lösen helfen? (logbuch-wissensgeschichte.de)
Bei der Herangehensweise auf diese Frage legt der Artikel seinen Fokus auf die Rolle von Technik und Infrastruktur und untersucht Wissensgeschichte so aus einer spezifischen Perspektive. Für den angelegten Begriff der Infrastruktur ist die zentrale Referenz Dirk van Laak, zu dessen ausgreifender Bestimmung es im Artikel heißt:
Er umgreift, wie Dirk van Laak rekonstruiert hat, seit einer semantischen Expansion vom Eisenbahnwesen über den Nordatlantikpakt, den Schuman-Plan und die Entwicklungspolitik verschiedene soziale, ökonomische und technische, ebenso militärische wie zivile Aspekte.
Zur Verstrebung von Infrastrukturen mit gesellschaftlichen Zusammenhängen verschiedenster Art und ihrem Zustandekommen wird eine Annahme dieser Näherung prägnant wie folgt zusammengefasst:
Auch digitale Infrastrukturen bestehen nicht schlicht, sondern sind das Ergebnis von Interessen und Zielen.
Für deren Funktionieren wiederum ist insbesondere das Steuern durch Gedächtnisinstitutionen gefragt:
Um zu funktionieren, müssen „Gedächtnisinstitutionen“ eine ars oblivionalis praktizieren. Sie wählen und sondern aus. Sie könnten, wenn Raum und Geld es zuließen, sonst immer weiter wachsen. Das gilt auch für Datenrepositorien als einem Teil jener Infrastrukturen, die auf die Digitalisierung der Wissenschaft und des Wissens reagieren.
Die vom Artikel aufgeworfenen Grundfragen ließen sich im Anschluss an diese Gedanken auf ihre massive Relevanz für Fragen des digitalen Publizierens fokussieren. Auch hier sind Beschleunigung und Nachhaltigkeit des Publizierens relevante Themen. Zudem nehmen auch hier die sich entwickelnden Infrastrukturen einen Einfluss darauf aus, was wann von wem rezipiert wird und wie es erhalten und vorgehalten wird.
Eine Schlussfolgerung des Textes lautet:
Digitale Nachhaltigkeit, die mehr meint als nur die permanente Sicherung von Daten, ist nun zu einem Kernthema und Leitbegriff heutiger Wissenschaftspolitik geworden. Wissen und seine Bewegungen sind in gewissem Sinn an Infrastrukturen „gekoppelt“.
Erschienen ist der Artikel im Logbuch Wissensgeschichte. Die Seite ist seit November eine begleitende Plattform des DFG-Sonderforschungsbereichs Episteme in Bewegung an der FU Berlin.
Komplementär zu dieser Website erscheint der Podcast Hinter den Dingen: https://www.sfb-episteme.de/podcast/
Dort hat etwa auch die Wissenschaftshistorikerin und Romanistin Anita Traninger den Beitrag „Akademisches Prekariat als Familienaufstellung. Eine Transfergeschichte“ veröffentlicht, in dem sie zur Befristungsdebatte unter dem Hashtag #IchBinHanna Stellung nimmt.
Das Logbuch und der Sonderforschungsbereich sind übrigens auch auf Twitter als @sfb_episteme vertreten.
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