Welttag des Buches, der Rosen und des Drachenbluts: Sant Jordi

Am 23. April werden in Katalonien für gewöhnlich 1,5 Millionen Bücher verkauft. Wieso das so ist, was das mit einem Rosenstrauch aus Drachenblut zu tun hat und was sich dieses Jahr ändert, verrät Ihnen dieser Artikel.

Verantwortlich für fast alles davon ist der Heilige Georg, auf Katalanisch Sant Jordi. Sein Namenstag wird zwar auch im restlichen Spanien und in anderen Ländern gefeiert. Für Katalonien aber ist er besonders wichtig und auch Schutzpatron, soll er doch das katalanische Dorf Montblanc (Tarragona) vor der Belagerung durch einen menschenfressenden und die Luft verpestenden Drachen gerettet haben.

Das Verschenken einer Rose an eine Dame durch einen Herren erinnert an das Blut des von Georg getöteten Drachen: Denn nach dessen Vergießen soll laut der Heiligenlegende ein Rosenstrauch dem Blut entwachsen sein. Als Trophäe soll Georg davon eine Rose abgebrochen und der Prinzessin geschenkt haben, die ohne Georgs Intervention an den Drachen verfüttert worden wäre. Zwar soll der heilige Georg mehr an einer Taufe als an der Prinzessin interessiert gewesen sein – wie sogar die Stadt Barcelona betont – dennoch wird die Rose nun zu vornehmlich amourösen Zwecken eingesetzt.

Mit sehr vielen der blutentsprungenen Rosen wird alljährlich zum Georgstag die von Antoni Gaudí gebaute Casa Batlló geschmückt, steht dieses Bauwerk doch im Zeichen der Legende: Diese wird in der Fassade widergegeben, außerdem wartet das Bauwerk mit einem Balkon der Prinzessin sowie mit Balkonen in Totenkopfform auf.

Die Geschlechterrollen sind in der klassischen Version des Brauchs klar definiert: Männer erhalten bei traditioneller Ausübung für die verschenkte Rose nicht etwa auch eine Rose zurück, sondern ein Buch. Denn in Spanien wurde im Jahr 1926 die Diada de Sant Jordi auch zum Tag des Buchs erklärt – aufgrund des vermuteten Todestags von Miguel de Cervantes. Die Idee, Rosen und Bücher zu verschenken, übernahm die UNESCO 1995 bei der Einrichtung des Welttags des Buchs am Georgstag. Dass dieser Tag gewählt wurde, liegt neben dem Brauch um Sant Jordi und dem Todestag von Cervantes auch am Todestag von Wiliam Shakespeare.

Gekauft werden können die Bücher an dem Tag für gewöhnlich an zahlreichen Bücherständen, die in Barcelona etwa die Rambla säumen:

Dieses Jahr können die Aktivitäten aufgrund der Corona-Pandemie erst einmal nicht stattfinden. Einige Aktivitäten finden online statt, wie etwa die Veranstaltungen der Planeta-Verlagsgruppe mit Autor*innen wie Almudena Grandes, Javier Cercas und Elvira Lindo. Mehr als 100 Autor*innen sprechen außerdem im Youtube-Webinar Diada Virtual Sant Jordi 2020:

Die gewohnten Veranstaltungen sollen nach jetziger Planung am 23.7. nachgeholt werden. Schön aber, dass das Verschenken von Büchern – und, stellt man sich geschickt an, auch von Rosen –zu jedem Zeitpunkt erlaubt ist. Und zwar unabhängig vom Geschlecht.

Abbildungen:

  • Rosa vermella en un llibre obert: Generalitat de Catalunya / Wikimedia.
  • Casa Batlló: Wikimedia.
  • Sant Jordi i el drac (Mercè Riba, Figueres): Wikimedia.
  • Bücherstände auf der Rambla: Wikimedia.

Die Abbildungen stehen unter einer Creative Commons Attribution 3.0 Unported Lizenz.

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