30. Lateinamerika Filmtage im 3001 Kino in Hamburg

30. Lateinamerika Filmtage im 3001 Kino in Hamburg

Vom 19. – 30. November 2019 finden im 3001 Kino auf der Schanze die 30. Lateinamerika Filmtage (30. dias del cine latinamericano) statt. Wie immer eine gute Gelegenheit, ausgewählte aktuelle Filme und Klassiker aus Lateinamerika im Origial mit Untertiteln zu schauen.

19.11., 20:00: La cordillera de los sueños

Dokumentation; Spanisch mit englischen Untertiteln; Regie: Patricio Guzmán
Chile, Frankreich 2019, 85 Min.

La cordillerade los sueños ist der Abschluss einer Trilogie, die der chilenische Dokumentarfilm-Regisseur Patricio Guzmán 2010 mit Nostalgia de la luz begann und 2015 mit El botón de nácar fortführte. Im dritten Teil nun betrachtet Guzmán, der seit dem Pinochet-Putsch 1973 im Pariser Exil lebt, die Natur seiner Heimat als Sinnbild der politischen Geschichte von revolutionärer Utopie, faschistischer Diktatur und neoliberalem Raubbau an der Gesellschaft. Sein bildgewaltiger Film ist ein Werk der Bewusstmachung.

20.11., 19:00: Yo, imposible

Drama; Deutsch, Spanisch mit englischen Untertiteln; Regie: Patricia Ortega
Venezuela 2018, 97 Min.

Zu Gast ist Regisseurin Patricia Ortega.

YO, IMPOSIBLE ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das erst im Lauf des Erwachsenwerdens feststellen muss, dass sie als Intersexuelle geboren wurde. Das Mädchen lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf. Mit anderen jungen Frauen bestreitet sie als Schneiderin in einer nahegelegenen Fabrik ihr Leben. Der erste sexuelle Kontakt mit einem Mann bringt bald die schmerzliche Wahrheit ans Licht: die religiös erzogene junge Frau muss sich eingestehen, dass sie keine „normale Frau“ ist. Bald findet sie heraus, dass sie als intersexuelles Kind geboren wurde. Um diese „körperliche Missbildung“ zu korrigieren, hatte die streng gläubige Mutter ihr Kind einer Operation unterworfen, die sie zu einer „richtigen“ Frau machen sollte. Die Entscheidung, weiterhin als Frau oder als Intersexuelle offen in der Gesellschaft zu leben, konfrontiert sie mit einem weiteren Problem: der Phobie ihrer Gesellschaft gegenüber all denjenigen, die anders sind und aus den traditionellen Rollen herausfallen.

Una costurera religiosa pierda la virginidad, la penetración la sorprende como un puñal que la desgarra y la hace sospechar que algo ocurre con su cuerpo. Sólo la llegada de una mujer que sacudirá su sexualidad la llevará a descubrir una verdad: nació con genitales ambiguos y siendo apenas una bebé, fue sometida por su madre a varias cirugías de normalización para convertirla en mujer. Esta revelación la confrontará con un desafío: seguir siendo una mujer aceptada, pero oprimida, o atreverse a ser una intersexual libre y enfrentar el juicio moral de la sociedad.

21.11., 19:00: Espero a tua (re)volta

Dokumentation, Jugendfilm; Portugiesisch mit englisch & deutschen Untertiteln; Regie: Eliza Capai
Brasilien 2019, 93 Min.

Der Film erzählt mit großer Leidenschaft und Dringlichkeit von einer jungen Generation, die ihr Recht auf Bildung durch Widerstand und Protest gegen eine Gesellschaft in der Krise durchsetzen muss. Inspirierend und eindrücklich berichtet Espero a tua (re)volta von den Erfahrungen dreier jugendlicher Aktivist*innen in einem Zeitraum von 2013 bis zur Wahl des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro im Jahr 2018. Selten scheint solidarischer Widerstand so wichtig gewesen zu sein, wie in der heutigen Zeit.
In Kooperation mit Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg

Com grande paixão e urgência, o filme conta a história de uma geração jovem que deve afirmar seu direito à educação através da resistência e do protesto contra uma sociedade em crise. Inspirador e impressionante, Espero a tua (re)volta relata as experiências de três jovens activistas no período de 2013 até a eleição do presidente de extrema direita Jair Bolsonaro em 2018. Raramente a resistência solidária parece tão importante quanto hoje.

22.11., 19:00: Querência

Drama; Portugiesisch mit Untertiteln; Regie: Helvécio Marins Jr.
Brasilien 2019, 112 Min.

Zu Gast ist Regisseur Helvécio Marins Jr.

Marcelo ist Cowboy in der brasilianischen Pampa. Er liebt seinen Beruf, das Reiten, die Rinder, die er zärtlich bei ihren Namen nennt, das Land, das ihn ernährt. Als er bei einem brutalen Überfall auf die Farm nicht verhindern kann, dass hunderte Rinder aus seiner Obhut gestohlen werden, ist nichts mehr wie zuvor. Marcelo wird depressiv und hängt seinen Job an den Nagel. Zum Glück hat er gute Freunde und eine große Leidenschaft: Als Zeremonienmeister bei Rodeo-Shows blüht er zu neuem Leben auf. Seine furios gerappten Ansagen huldigen nicht nur der Cowboykultur, sondern auch der gelebten Solidarität der Landbevölkerung, die wenig Vertrauen in die politische Führung des Landes hat.

Gedreht 2016, in dem Jahr, als die Präsidentin Dilma Rousseff von der gemäßigt linken Arbeiterpartei Partido dos Trabalhadores aufgrund von bis dato ungeklärten Anschuldigungen ihres Amtes enthoben wurde, lässt Querência erahnen, warum ein rechter Populist wie Jair Bolsonaro an die Macht gelangen konnte. (arsenal institut)

In Kooperation mit Kino Latino in Köln

23.11., 19:00: A vida invisível de Eurídice Gusmão

Melodram; Portugiesisch mit Untertiteln; Regie: Karim Aïnouz
Brasilien 2019, 139 Min.

Die Sehnsucht der Töchter Gusmão.

Rio de Janeiro, in den 1950er Jahren. Die ehemals unzertrennlichen Schwestern Eurídice und Guida leben in der selben Stadt, haben sich aber seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Karim Aïnouz’ Romanverfilmung ist ein scharfsinniges, antirassistisches und die Mechanismen einer patriarchalen Gesellschaft entlarvendes Melodram. Hinter der historischen Kulisse scheint metaphorisch und rebellisch der Traum eines von Gerechtigkeit, Gleichheit und Diversität bestimmten Brasiliens hervor – von einer Freiheit, welche die Regierung des amtierenden Präsidenten in ihren offen faschistischen Tendenzen zu ersticken sucht.

25.11., 19:00: La estrategia del caracol

Klassiker, Komödie, Lieblingsfilm; Spanisch mit Untertiteln; Regie: Sergio Cabrera
Kolumbien 1993, 99 Min.

Die Strategie der Schnecke

Ein altes Mietshaus in einem Vorort der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Der Besitzer, ein neureicher Yuppie, will das Haus entmieten, die Bewohner auf die Straße setzen, doch in der „Casa Uribe“ lebt eine bunt zusammengewürfelte Schar: Jacinto, der alte Anarchist; Romero; ein Anwalt ohne Zulassung, der aber alle Gesetzestricks kennt; ein Pater, der im Diesseits Befriedigung sucht; Gabriel, der sich als Gabriela verkauft; eine Alte, die mit einem Scheintoten lebt und der ein Wunder geschieht. Sie alle besitzen keine Chance, aber sie nutzen sie. Denn der Anarchist Jacinto entwickelt einen schlitzohrig-genialen Plan, wie man die noch verbleibende Zeit bis zum angedrohten Rauswurf nutzen kann: Die Strategie der Schnecke … (Kairosfilm)

26.11., 19:00: El último traje

Spanisch mit Untertiteln; Regie: Pablo Solarz
Argentinien 2017, 91 Min.

Das letzte Geschenk

Der 88 Jahre alte Schneider Abraham hat noch vieles im Kopf: ein altes Versprechen zum Beispiel. Als seine Töchter ihn ins Seniorenheim stecken wollen, steigt Abraham kurzerhand ins Flugzeug und macht sich auf eine abenteuerliche Reise von Buenos Aires nach Polen. Dort will er den Jugendfreund suchen, der ihm während des Holocaust das Leben rettete, und ihm ein besonderes Geschenk bringen: den letzten von ihm handgefertigten Anzug.

Abraham, un sastre de 88 años de edad, todavía tiene muchas cosas en la cabeza: una vieja promesa, por ejemplo. Cuando sus hijas quieren ponerlo en una casa de retiro, Abraham se sube a un avión y se embarca en un viaje aventurero de Buenos Aires a Polonia. Allí quiere buscar al amigo de la infancia que le salvó la vida durante el Holocausto y llevarle un regalo especial: su último traje hecho a mano.

27.11., 19:00: Chaõ

Dokumentation; Portugiesisch mit englischen Untertiteln; Regie: Camila Freitas
Brasilien 2019, 110 Min.

Seit 2015 besetzt das „Landless Workers Movement“ in Brasilien das Land einer verschuldeten Zuckerrohrplantage, in der Hoffnung auf die Umverteilung des Landes durch eine Regierungsreform. Grandma, P.C: und ihre Mitstreiter*innen kämpfen um ihren Traum, sich selbst mit ihrem Land versorgen zu können, ökologische Landwirtschaft zu betreiben und eine neue, solidarische Gemeinschaft zu formen.

Desde 2015, o Movimento dos Trabalhadores Sem Terra do Brasil ocupa a terra de uma plantação de cana-de-açúcar endividada na esperança de redistribuir o país através da reforma do governo. Vovó, P.C.: e seus companheiros de armas estão lutando por seu sonho de poder prover sua própria terra, praticar agricultura ecológica e formar uma nova comunidade baseada na solidariedade.

28.11., 19:00: Kurzfilmreihe: Cineastas emergentes

Spanisch mit Untertiteln
Spanien, Paraguay, Mexico 2019, 55 Min.

In Kooperation mit dem Instituto Cervantes.

Diese Kurzfilmreihe zeigt 6 Werke von aufstrebende Regisseurinnen aus Spanien und Lateinamerika. Die Filme werden vorgestellt. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt.

  • Ahora no puedo (Ich kann jetzt nicht)
    Regie: Roser Aguilar, Spanien 2011, 16. Min, OmdtU.
    Sara ist eine junge Schauspielerin die, nachdem sie Mutter geworden ist, ihr berufliches Leben wieder aufnehmen will und gelangt in das Finale eines Castings bei dem sie alles gibt…
  • Ámár
    Regie: Isabel Herguera , Spanien 2011, 8. Min, OmdtU.
    Inés reist nach Indien um ihren Freund Ámár zu besuchen, der seit Jahren in einer Heilanstallt lebt.
  • El deseo de la civilización
    Regie: Carolina Astudillo, Spanien 2014, 7 min, OmdtU.
    Virgina Woolf beschreibt in ihrem Essays „Drei Guineen“ den Krieg als eine wahnwitzige und absolut männliche Fiktion und lehnt sich vehement gegen die Verweigerung sinnvoller Ausbildung der Frauen und die Fremdbestimmung durch den Mann in einer Gesellschaft, in der Frauen zum Dienen und Mutter sein erzogen werden. Der Kurzfilm eignet sich Familienfilme, die in Spanien während der Republik, des Bürgerkriegs und der Anfangsjahre des Franco-Regimes gedreht wurden, an. Das heimische Kino wird zu einer alternativen Chronik der großen Geschichte und offenbart die sozialen Unterschiede und Geschlechterstereotypen, die in der von Woolf verachteten Zivilisation der Macht, in der Kindheit vermittelt werden.
  • Impresiones para una máquina de luz y sonido
    Regie: Colectivo Los Ingrávidos, Mexiko 2014, 7 Min, OmdtU.
    Eine Stimme und ein Zelluloid schaffen eine Allegorie der Verwüstung der mexikanischen Gesellschaft, die ihre Toten und Verschwundenen, sowie das ihnen widerfahrene Unrecht nicht vergisst. Ein Versuch, die filmische Erfahrung in eine filmische Verwüstung zu verwandeln, eine audiovisuelle Erfahrung des aktuellen mexikanischen Bürgerkriegs. Dabei muss das Zelluloid in Trance versetzt werden, um es die Töne am eigenen „Fleisch“ erleiden zu lassen.
  • Posadas
    Regie: Sandra Gugliotta, Argentinien 2010, 10 Min, OmdtU.
    Buenos Aires, 1978. Eine politische Aktivistin und ihre neunjährige Tochter fliehen vor der bevorstehenden Militäraktion aus ihrer Heimat. In der Stadt, in der Angst und Gewalt regiert, kann sie niemand schützen. Verzweifelt beschließt die Mutter, die Stadt zu verlassen. Sie versucht über die Grenze zu fliehen, um vor allem ihre Tochter zu retten.
  • Tristezas de la lucha
    Regie: Paz Encina, Paraguay 2014, 7 Min., OmdtU.
    Der Kurzfilm verweist auf den Text des Schriftstellers Rafael Barret. Ein Mann, der unter Hausarrest steht, telefoniert mit zwei Familienmitgliedern. Obwohl der Grund seiner Festnahme mehrdeutig ist, sind aus seinen Worten die politische Situation des Landes, die Reflexion über die Ungleichheit der sozialen Schichten sowie die Angst und Einsamkeit eines Gefangenen, zu entnehmen.

29.11., 19:00: El despaertar de las hormigas

Drama, Familie; Spanisch mit englischen Untertiteln; Regie: Antonella Sudasassi Furniss
Costa Rica 2019, 94 Min.

Isabel war immer eine perfekte Mutter, Ehefrau und Schwiegertochter. Doch als ihre Familie sie drängt ein weiteres Kind zu bekommen, fängt sie an ihre eigene Rolle, ihre Umgebung und ihre Familie zu hinterfragen.

Isabel siempre fue una madre, esposa y nuera perfecta. Pero a medida que su familia la impulsa a tener otro hijo, comienza a cuestionar su propio papel, su entorno y su familia.

In Kooperation mit Kino Latino in Köln

30.11., 19:00: This is not Berlin

Drama; Spanisch mit Untertiteln; Regie: Hari Sama
Mexico 2019, 109 Min.

Esta no es Berlín

Sex, Drugs and Rock’n’Roll im Mexiko des Jahres 1986: Während die Öffentlichkeit der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft entgegenfiebert, ist der 17-jährige Carlos vor allem damit beschäftigt, Musik zu hören und Rita anzuhimmeln. Diese hat eine Gothic-Band und ist die Schwester seines besten Freundes Gera. Als Rita ihren Bruder und Carlos in den legendären Nachtclub „The Azteca“ einführt, eröffnet sich für die Jungs eine neue Welt zwischen Ekstase, Rausch und queerer Performance Art.

Ticketreservierung auf der Website des 3001 Kino.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert