Der Animationsfilm Buñuel en el laberinto de las tortugas läuft am 26. April in den spanischen Kinos an und wird in Deutschland erstmals am 4. Mai beim Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart gezeigt.
Es handelt sich um die Verfilmung der gleichnamigen novela gráfica von Fermín Solís unter Regie von Salvador Simó. Es geht um den berühmten Regisseur Luis Buñuel, der nach der surrealistischen Hochphase in Paris in die arme Extremadura geht, um den Dokumentarfilm Las Hurdes, tierra sin pan (1933) über die gleichnamige Gebirgslandschaft zu drehen, die im Vorspann als „cilización casi paleolítica“ bezeichnet wird. Unter anderem auf Druck der Falange wurde der Film verboten – er entwerfe mit seinen Übertreibungen ein abwertendes Bild von Spanien. Hier finden Sie den Trailer von Buñuel en el laberinto de las tortugas:
Fermín Solís, der Autor der zugrundeliegenden novela gráfica, kommentiert den Moment im Schaffen und Leben von Buñuel, an dem die Geschichte ansetzt:
Me interesaba mostrar a ese Buñuel que, en ese momento, estaba perdido, como persona y como artista -añade-. Porque en aquel momento había dejado de hacer cine y le habían cerrado todas las puertas. No tenía dinero, no podía permanecer en París porque no le quedaba dinero y lee este libro de Maurice Legendre y decide hacer ese documental y dar un giro completo a su carrera de cineasta surrealista. (Fermín Solís)
Das Werk von Maurice Legendre, das bei Buñuel offenbar einen Nerv getroffen hat, heißt Las Jurdes: étude de géographie humaine. Dort findet sich folgende Beschreibung der Gegend:
A las 11 llegamos a Martilandrán. Miseria, anemia, bocio, cretinismo. Espectáculo horrendo, dantesco. Muchos de los vecinos no han comido jamás pan. Algunos pasan días enteros sin comer más que alguna yerba, algún nabo. Tiroides palpable, todos. Tracoma. Tiña. Hambre, todos. El cura nos dice que hay bastantes sodomitas. Yo creo que no han muerto por los pilos (expósitos) que renuevan la sangre. (Maurice Legendre)
Zur Illustrierung des persönlichen Krisenmoments von Buñuel, in welchem er diesen Text rezipiert, inszeniert die novela gráfica dessen Exzentrik:
Por eso intenté recrear ese rodaje y retratar todas las fobias y rarezas que tenía Buñuel en ese momento, como lo de vestirse de monja, la religión, el surrealismo, matar animales… (Fermín Solís)
Auch schöpft der Autor aus den Möglichkeiten des Mediums Comic, wenn er etwa durch die Wiederholung desselben Panels eine Zeitschleife erschafft oder eine surrealistisch anmutende sprechende Riesenschildkröte auftreten lässt, die doppelt so groß wie Buñuel ist.
Im folgenden Beitrag mit dem Titel „La representación dramática de lo que ocurre“ spricht seinerseits der Regisseur Salvador Simó darüber, dass (auch) die Verfilmung keine lediglich beschreibende Absicht hat:
Wie die Spannung zwischen einem vermeintlich neutralen Blick des Dokumentarischen und der surrealistischen Ästhetik im Film aufgelöst wird, wird im Trailer angedeutet: „Tú, el rey del surrealismo, haciendo un documental?“fragt Buñuels Freund Ramón Acín zunächst verwundert. Sodann gibt er selbst eine Antwort, welche die Objektivitätsanmutung des Dokumentarischen aushebelt: „Empiezas de ver el mundo de otra manera.“
Zum IMDB-Eintrag mit allen Veröffentlichungsdaten: https://www.imdb.com/title/tt7336470/releaseinfo?ref_=tt_ov_inf