Die an Verlage gestellte Nachfrage bezüglich Open Access-Publikationen hat über die letzten Jahre langsam zugenommen – so ein Ergebnis der Umfrage, die Christian Kaier und Karin Lackner von der UB Graz durchgeführt haben. Mit ihrem Fokus auf kleine Verlage ergänzt sie die Befunde der Umfrage des FID Romanistik über Open Access aus Sicht von romanistisch Forschenden.
In Bezug auf Verlage hat sich die Open Access-Diskussion bisher vor allem auf große Player konzentriert, wie Kaier und Lackner zur Situierung ihrer Umfrage anmerken. Verhandlungen, bspw. im Rahmen des Projekt DEAL, ließen dabei kleine Verlage häufig aus. Sie sehen sich nicht zuletzt mit der Frage konfrontiert, wie ihre Finanzierungsmodelle Open Access integrieren können. Open Access wird von ihnen, wie die Studie festhält, teils als Bedrohung wahrgenommen, teils als Chance.
Die Beantwortung der Fragen ist umso drängender, je stärker die Unterstützung von Open Access auf Seiten der Politik und der Forschungsförderer wird: Die Bandbreite geht von den Unterstützungs- und Förderprogrammen der DFG bis zur Verpflichtung zum Open Access-Publizieren bei den unterzeichnenden Organisationen des Plan S. In den Antworten der teilnehmenden Verlagsvertretenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, vor allem aus dem Bereich der geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereiche, spiegelt sich die Tendenz zu mehr Open Access bereits auch in den Angeboten vieler Verlage:
32 von 35 Teilnehmern bieten demnach bereits Open-Access-Publikationen, zwei geben an, keine Open-Access-Publikationen im Programm zu haben, ein weiterer plant, Open Access-Angebote in Zukunft in sein Angebot aufzunehmen. Elf von 33 Teilnehmern publizieren keine Open-Access-Zeitschriften, 19 veröffentlichen zwischen einer und neun Open-Access-Zeitschriften, drei Teilnehmer zehn oder mehr Open-Access-Zeitschriften. Open-Access-Bücher wurden zu fast gleichen Teilen in kleinem (1-9), mittlerem (10-99) und größerem Ausmaß (über 100 bereits erschienene Werke) publiziert. (S. 5 f.)
Dass die Nachfrage von Seiten der Publizierenden stetig zugenommen hat – wenn in vielen Fällen auch nur langsam- wird vor allem auf die häufiger werdende Fördervorgabe bezogen, dass die Publikation der Ergebnisse im Open Access erfolgt. Dabei war den Forschenden bei der Wahl des Publikationsrahmen ein Kriterium am wichtigsten, das auch in der FID-Umfrage ein zentraler Punkt war: die Reputation des Verlags.
Aus Verlagssicht wurden die höhere Sichtbarkeit und Wettbewerbsvorteile des Verlags als größte Vorteile genannt. Rechtliche Unsicherheiten, unklare Geschäftsmodelle, ein empfundener Zwang durch Fördergeber sowie ein befürchteter administrativer Aufwand wurden als Nachteile angesehen. Insgesamt erwies sich das Interesse an einer Weiterentwicklung hin zu neuen Publikationsformaten insgesamt als unterschiedlich ausgeprägt. Fast die Hälfte der befragten Verlagsvertretenden (48%) jedoch zeigte sich aufgeschlossen gegenüber Creative Commons-Lizenzen. Dies ist beachtenswert, geht doch damit für die Verlage ein Verzicht auf gewisse Verwertungsrechte einher. Diese Offenheit scheint umso stärker zu werden, wenn die Finanzierung gewährleistet ist.
Zu betonen ist auch die liberale Einräumung von Rechten bei OA-Zweitveröffentlichungen:
Knapp die Hälfte der Teilnehmer gewährt Autoren von Aufsätzen und Zeitschriftenartikeln über das gesetzliche Zweitveröffentlichungsrecht hinausgehende Rechte, etwa die Verwendung der finalen Verlagsversion statt der accepted version und/oder eine kürzere bzw. gar keine Embargofrist. Vielfach wird im Einzelfall entschieden, welche über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehenden Rechte eingeräumt werden. (S.11 f.)
Ebenfalls interessant ist die Offenheit gegenüber der OA-Zweitveröffentlichung von Monografien:
Rechtlich besteht bisher kein Anspruch von Autoren auf eine Open-Access-Zweitveröffentlichung von Monografien. Dennoch gab nur ein Teilnehmer an, das Zweitveröffentlichen von Monografien auf Repositorien grundsätzlich nicht zu erlauben. Zwei Drittel der Teilnehmer (67 Prozent) regeln dies im Einzelfall, rund ein Viertel (27 Prozent) hat eine Verlagspolicy für die Zweitveröffentlichung von Monografien auf Repositorien. (S.12)
Befürchtet wird ein Rückgang der Verkaufs- bzw. Subskriptionszahlen:
Diese verbreitete Befürchtung ist laut einer Untersuchung des Schweizerischen Nationalfonds aber nicht zu bestätigen. Doch trotz dieser Befürchtung sehen auch die teilnehmenden Verlagsvertretenden einige Möglichkeiten in punkto Einnahmequellen:
Als ihre zukünftigen Einnahmequellen sehen die Teilnehmer vor allem Services (Lektorat, Layout, Workflow-Management, …), daneben nach wie vor Buchverkauf und Open-Access-Gebühren. Als weniger maßgeblich werden Einnahmen aus Zeitschriftensubskriptionen, Angeboten zum Forschungsdatenmanagement und aus Beratungs- und Weiterbildungsangeboten betrachtet. Erwähnt wurden weiters E-Books und kostenpflichtige Datenbanken. (S.13)
Insgesamt wird Open Access als komplementär zu bestehenden Verlagsangeboten gesehen:
Zentrale Ergebnisse der Untersuchung decken sich mit den Ergebnissen der Umfrage und des Workshops des FID Romanistik: Auch dort wurde deutlich, dass das Renommee von Verlagen – wie auch das Renommee von Herausgebenden und Reihen – in der Entscheidung für oder gegen ein Publikationsmodell oft stärker wiegt als die freie Verfügbarkeit. Als Besonderheit ist festzuhalten, dass Open Access-Vorgaben von den Forschungsförderern in der Romanistik noch selten sind. Ein anderer pragmatischer Aspekt aber wurde deutlich: Die Entscheidung für Open Access wird nach den Ergebnissen des FID häufig von Herausgebenden getroffen und nicht von den Forschenden selbst
Zu den in beiden Umfragen geäußerten rechtlichen Bedenken bietet der FID eine Reihe von grundlegenden juristischen Informationen und Fallbeispielen an. Eine Übersicht über die Open Access-Angebote von Universitätsverlagen und weiteren romanistisch relevanten Verlagen sowie ein Artikel über Finanzierungsmodelle von OA-Veröffentlichungen sind im ciberaBlog erschienen.
Zur Studie: https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/20410
Via @chkaier
Ein Gedanke zu „Umfrage zu Open Access bei kleinen Verlagen“