Am 14. Juni jährt sich der Todestag von Jorge Luis Borges, sein Geburtstag am 24. August zum 110. Mal. An dem Ort, wo Borges‘ Leben sein Ende fand, nahm die Biblioteca de Babel ihre virtuelle Gestalt an. Anlass für eine Spurensuche.
¡Por fin! Nur der Hilfe eines älteren Ehepaars haben wir es zu verdanken, dass wir nach einer vergeblichen Suche, die dem Durchlaufen eines Labyrinths ähnelt, den Weg zu Borges‘ Grab finden. Ausgerechnet die Suche im Web lenkte uns auf den falschen Friedhof, von dem uns das freundliche Ehepaar auf der Rückbank ihres Wagens mitnimmt und uns in der Nähe der Cimetière de Plainpalais absetzt.
Die Freude, am Ziel der Suche angekommen zu sein, überwiegt dann den trostlosen Anblick, den Borges‘ letzte Ruhestätte bietet. Die Kieselsteine, welche die Umrisse des Grabes ungefähr nachzeichnen, lassen unmittelbar die Erinnerung an die weit zurückliegende Lektüre von „Las ruinas circulares“ aufsteigen, jene Erzählung, in der Borges in seiner unnachahmlichen Weise das Thema des Zauberlehrlings mit grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz verband. Die Horde prähistorischer Gestalten, die sein Name und der Schriftzug „And ne forthtedon na“ auf dem Grabstein umfassen, lenken die Erinnerung zu den Troglodyten aus „El Inmortal“, dem wohl eigentümlichsten literarischen Denkmal Homers.