Heute hat Hans-Günter Kellner auf DLF einen interessanten Audio-Beitrag zum in diesem Jahr am 20. November anstehenden Todestag Francos veröffentlicht: Umstrittene Aufarbeitung des Franco-Regimes in Spanien. Wie der Journalist selbst bei seinem Hinweis auf Bluesky schreibt:
Der 50. Jahrestag des Todes Francos ist zwar erst im November, aber Spaniens Regierung will an die Diktatur und die Entwicklung des Landes seither während des gesamten Jahres erinnern.
Wir haben den Beitrag, der auf DLF nachgehört werden kann (Dauer 4:48), mit der Software AIKO transkribiert:
Was es bedeutet, in einer autoritären Diktatur zu leben, das haben in Europa viele Länder im Laufe ihrer Geschichte erfahren.
Welche Lehren daraus gezogen wurden und welche nicht, das lässt sich aktuell teilweise beobachten.
In Spanien dauerte das Regime von Diktator Francisco Franco 36 Jahre lang an.
Es endete erst mit Francos Tod vor 50 Jahren.
Wie Spanien unter Franco gelitten und welche Entwicklung das Land auf dem Weg in die Demokratie durchlaufen hat, daran will die spanische Regierung in diesem Jahr besonders stark erinnern.
Denn gerade jüngere Menschen haben den Glauben in die Demokratie teilweise verloren, zeigen Umfragen.
Doch es gibt auch Kritik an der weiterhin mangelnden Aufarbeitung der Franco-Diktatur, berichtet Hans-Günter Kellner.
Soledad Gallego Díaz war früher Chefredakteurin der spanischen Tageszeitung El País.
Mit Mitte 70 reicht ihre Erinnerung weit zurück.
Ich habe in beiden Staatsformen gelebt, in der Diktatur und in der Demokratie.
In der Diktatur darf man nicht erzählen, was man sieht, man darf nicht sagen, was man denkt und man darf nicht schreiben, was man möchte.
Die jungen Menschen sind sich nicht bewusst, welches Leid eine Diktatur im Alltag der Menschen verursacht, wie wichtig die Freiheiten sind, die sie haben.
Sagt die Journalistin während einer Veranstaltung zum Auftakt des Gedenkjahres in Madrid.
Jeder vierte Spanier unter 34 Jahren meint, dass die Demokratie nicht unbedingt die beste aller Staatsformen sei, das zeigen Umfragen.
Darum will die spanische Regierung den 50. Jahrestag des Todes von Diktator Francisco Franco zum Anlass nehmen, um in zahlreichen Veranstaltungen an sein Regime zu erinnern, aber auch an den Wert der Freiheit.
Francos Tod als Beginn einer neuen Zeitrechnung, Spaniens Regierungschef Petros Sánchez erinnert bei der Auftaktveranstaltung an willkürliche Verhaftungen während der Diktatur, an Folter und Tod in Polizei gewahrsam, auch an Reiseverbote oder Strafen für Homosexuelle.
Die, die uns heute von den angeblichen Vorzügen des Autoritarismus erzählen, wollen, dass wir alles vergessen, dass Spanien von einer autoritären Minderheit regiert wurde, die die Angst der Menschen ausnutzte und ihre Macht einsetzte, um ihre Interessen und ihre Werte durchzusetzen.
Sie wollen, dass wir vergessen, dass dieses Spanien, das sie damals einig, groß und frei nannten, ein Trümmerhaufen war in der Welt isoliert und hungrig, unter anderem nach Freiheit.
Die Vereinigung zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses etwa sucht seit 24 Jahren nach dem Verbleib von Zehntausenden von Repressionsopfern.
Eine Arbeit, die eigentlich Sache des Staats sein müsste, kritisiert ihr Vorsitzender Emilio Silva.
Das Thema ist in der UN-Konvention gegen das Verschwindenlassen von Menschen festgehalten.
Hierzufolge übernimmt der Staat die Verantwortung für die Suche nach den Verschwundenen.
Aber Spanien ist das einzige Land der Welt, das für diese Arbeit private Hilfswerke beauftragt.
Das ist so, als wenn jemand heute entführt würde und der Staat macht eine Ausschreibung, um die Suche nach einem Entführten zu organisieren.
Nach Franco’s Tod wurden die Opfer des Diktators erst einmal vergessen.
Mit einer Amnestie kamen 1977 nicht nur Linke Oppositionelle frei, auch schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit blieben ungesühnt, sagt Silva.
Und die Enteignungen nach Franco’s Staatsstreich von 1936 seien bis heute ein Tabuthema.
José Mignones war republikanischer Abgeordneter, ein reicher Rechtsanwalt, ihm gehörte der wichtigste Stromerzeuger der Region Galicians, Eléctricas Coruñezas. 1936 verhafteten und ermordeten ihn die Franco-Anhänger.
Die Familie wurde enteignet.
Später wurde aus dem Unternehmen einer der größten Stromerzeuger Spaniens.
Die Regierung könnte dem Konzern sagen, dass er die Familie entschädigen muss.
Ihr Unternehmen geht hier auf einen Diebstahl bei vorgehaltener Pistole zurück.
Viele junge Spanierinnen und Spanier halten das heute allerdings nicht mehr für relevant in ihrem Leben.
Der 34-jährige Journalist Javier Padilla hat ein Buch über die Jahre vor und nach dem Tod Francos geschrieben, zu den Lesungen kämen meist Menschen, die jene Jahre selbst erlebt hätten.
Padilla meint, die junge Generation müsse man anders ansprechen.
Für die jungen Menschen sind die persönlichen Schicksale aus den 1960er und 1970er Jahren sehr interessant.
Die ermordeten Studentenführer Enrique Ruano oder der junge Anwalt Javier Sauquillo zum Beispiel.
Es gibt ja auch eine Fernsehserie darüber.
Sie waren Rebellen und darin können sich auch die jungen Leute wiedererkennen.
Die oben stehende Infografik wurde mit der KI Claude.ai basierend auf der Audiotranskription erzeugt.