Ein Gastbeitrag von Nicole Büsing und Heiko Klaas
Ein Werk zwischen Spanien und Paris. Der 1870 im baskenländischen Eibar in eine wohlhabende Familie hinein geborene Maler Ignacio Zuloaga hat seine künstlerische Karriere schon sehr früh aufgenommen. Bereits mit 15 Jahren zog er nach Madrid, um im Prado die großen spanischen Meister zu kopieren. Mit 17 nahm er an der jährlich stattfindenden Exposición Nacional de Bellas Artes, einer dem Pariser Salon vergleichbaren, spanischen Nationalausstellung teil. Nach einem kurzen Intermezzo in Rom zog er schon bald weiter nach Paris. Die Stadt und der künstlerische Aufbruch dort sollten ihn für die folgenden 25 Jahre nicht mehr loslassen. Immer wieder reiste Zuloaga zwischen Spanien und der französischen Hauptstadt hin und her.
Dass dieses Mäandern zwischen zwei Kulturen auch in seinem Werk deutliche Spuren hinterlassen hat, zeigt jetzt die Ausstellung „Zuloaga – en el París de la Belle Époque“ in der Fundación MAPFRE in Madrid. Kuratiert von Leyre Bozal Chamorro und Pablo Jiménez Burillo, versammelt die Schau mehr als 90 Werke von Zuloaga und Zeitgenossen, darunter Pablo Picasso, Auguste Rodin, Paul Gauguin und Émile Bernard.
Den beiden Kuratoren geht es darum, Zuloaga endlich auch in Spanien als Maler der beginnenden Moderne zu präsentieren. Die Schau ist in enger Zusammenarbeit mit dem Pariser Musée d’Orsay entstanden, das auch etliche Leihgaben beigesteuert hat. Obwohl von Zeitgenossen wie Rainer Maria Rilke oder Émile Bernard aufgrund seiner zeitweisen Modernität hoch geschätzt, wird Zuloaga in Spanien gemeinhin als Repräsentant des sogenannten „España negra“, des „schwarzen Spanien“ also, betrachtet. Der Tradition von Velázquez verhaftet, wird diese Art der melancholischen Malerei mit der Darstellung von Zwergen, Bettlern, magischen Naturmotiven und der harten Lebensbedingungen der Landbevölkerung assoziiert. Neben Bildern, die auch diese explizit „spanische“ Seite seines Schaffens illustrieren, enthält die Madrider Schau aber überwiegend Werke, die Zuloagas Nähe etwa zu den Symbolisten oder den Nabis belegen. Insbesondere seine oft großformatigen Porträts, etwa das seines Freundes Émile Bernard, vereinen die Dunkeltonigkeit der traditionellen spanischen Malerei mit Zuloagas Sinn für modern aufgefasste, impressionistisch wirkende Personendarstellungen.
Ein ganzes Kabinett mit Werken von El Greco, Zurbarán, Velázquez und Goya widmet sich der Tatsache, dass Zuloaga auch ein anspruchsvoller Sammler war.
Was die Ausstellungsmacher jedoch keineswegs verhehlen, ist die Tatsache, das Zuloaga, nachdem er Paris zu Beginn des Ersten Weltkriegs wieder verlassen hatte, bis zu seinem Tode 1945 zu einer eher traditionellen Malweise zurückgefunden hat. Seine 25 Pariser Jahre bilden also innerhalb seines Werkes eine abgeschlossene Periode, die nun erstmals ausführlich in einer Ausstellung gewürdigt wird.
Auf einen Blick:
Ausstellung: „Zuloaga – en el París de la Belle Époque“
Ort: Fundación MAPFRE, Madrid
Zeit: bis 7.1.2018, Mo 14-20 Uhr, Di-Sa 10-20 Uhr, So und Feiertage 11-19 Uhr
Katalog: 42,90 Euro
Internet: www.fundacionmapfre.org
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Nicole Büsing und Heiko Klaas sind seit 1997 als freie Kunstjournalisten und Kritiker für zahlreiche Magazine, Tageszeitungen und Online-Magazine tätig. Daneben schreiben sie auch Katalogbeiträge. Sie gehören zum Autorenteam des BMW Art Guides, der im Hatje Cantz Verlag erscheint. Sie leben in Hamburg und Berlin.
Regelmäßige Veröffentlichungen über Kunst und Kunstmarkt z.B. in Monopol, Artmapp, Hatjecantz.de, Artist, Weltkunst, Stadtflair, Spiegel online, DARE, Kunstmarkt.com, Kultur & Gespenster, Photonews, Kunsttermine, Zeitkunst, Der Kunsthandel, Next Level, Art, Die Welt, Der Tagesspiegel, Szene Hamburg, Berliner Morgenpost, Paris Berlin Mag, Argentinisches Tageblatt, diverse regionale Tageszeitungen wie Kieler Nachrichten, Weser-Kurier, Neue Osnabrücker Zeitung, Saarbrücker Zeitung, Südkurier, Nürnberger Nachrichten, Flensburger Tageblatt, Freie Presse etc.