Auf den Spuren Mirós in der Stabi Hamburg

Aus: Yvan Goll, Bouquet de Rèves pour Neila, mit 18 Ill. von Jean Miró. Paris 1967
Aus: Yvan Goll, Bouquet de Rèves pour Neila, mit 18 Ill. von Jean Miró. Paris 1967
(SUB Hamburg, Signatur Sem 19/1437)

Ein Gastbeitrag von Antje Theise, Expertin für Buchkunst an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

Das Bucerius Kunst Forum zeigt vom 31. Januar bis 25. Mai 2015 die Ausstellung „Miró. Malerei als Poesie„. Etwa 70 Gemälde und Zeichnungen dokumentieren Mirós Auseinandersetzung mit Texten bedeutender Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wie Paul Éluard, André Breton, Tristan Tzara oder Henry Miller, die er meist persönlich kannte.

Die Stabi möchte dies zum Anlass nehmen, auf Spuren Mirós und der Pariser Gruppe surrealistischer Künstler, in der sich der Maler bewegte, in ihrer Sammlung „Schönes Buch“ aufmerksam zu machen.

Aus: Yvan Goll, Bouquet de Rèves pour Neila, mit 18 Ill. von Jean Miró. Paris 1967
Aus: Yvan Goll, Bouquet de Rèves pour Neila, mit 18 Ill. von Jean Miró. Paris 1967
(SUB Hamburg, Signatur Sem 19/1437)

Von Miró selbst befindet sich nur ein Künstlerbuch in der Sammlung: Yvan Golls „Bouquet de Rèves pour Neila“ (Paris: Fernand Mourlot, 1967), illustriert mit 18 Farblithographien nach Mirós Bildern, limitiert auf 200 Exemplare (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur Sem 19/1437). Yvan Goll und seine Frau Claire gehörten zu den bekanntesten Paaren der Avantgardeszene in den 1920er und 1930er Jahren. Das Künstlerbuch ist ein wunderbares, erfrischend wirkendes Produkt aus der Zusammenarbeit des Dichterehepaars Goll, des Malers Miró und des Druckers Mourlot.

An über 250 Künstlerbüchern hat Miró als Illustrator mitgewirkt. Mit welcher Hingabe er sich mit der Poesie auseinandersetzte, zeigt die malerische Bearbeitung der Gedichte seines Freundes Paul Éluard (1895-1952) in dem Künstlerbuch „À toute épreuve“ (Genève: Gérald Cramer, 25 mars 1958). An seinen in Holz geschnittenen Bildkompositionen, die mit Éluards Dichtungen und der typographischen Buchgestaltung ein Ganzes bilden sollten, arbeitete er über 10 Jahre. Dieses außergewöhnliche Werk ist leider nicht in unserer Sammlung vertreten, aber in der Ausstellung zu bewundern. Doch finden sich aus diesem Künstlerkreis andere Spuren in unserer Sammlung, z.B. das Malerbuch „Le dur désir de durer“ mit 25 Illustrationen von Marc Chagall ebenfalls zu Éluards Gedichten aus dem Jahr 1946 (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur Sem 19/2159). Das Stabi-Exemplar ist zudem ein Widmungsexemplar von Éluard an den Lyriker Louis Parrot (1906-1948).

Aus: Paul Eluard, Le dur désir de durer, mit 25 Ill. von Marc Chagall. Paris 1946
Aus: Paul Eluard, Le dur désir de durer, mit 25 Ill. von Marc Chagall. Paris 1946
(SUB Hamburg, Signatur Sem 19/2159)
Aus: Paul Eluard, Le dur désir de durer, mit 25 Ill. von Marc Chagall. Paris 1946
Aus: Paul Eluard, Le dur désir de durer, mit 25 Ill. von Marc Chagall. Paris 1946
(SUB Hamburg, Signatur Sem 19/2159)
Aus: Tristan Tzara, De nos oiseaux: poèmes, mit 10 Ill. Von Hans Arp. Paris 1929
Aus: Tristan Tzara, De nos oiseaux: poèmes, mit 10 Ill. Von Hans Arp. Paris 1929
(SUB Hamburg, Signatur Sem 19/10172)

Befreundet war Miró auch mit dem Schriftsteller Tristan Tzara (1896-1963), der 1916 mit Hans Arp und Hugo Ball den Dadaismus in Zürich begründete und sich später ebenfalls in der Pariser Gruppe bewegte. Aus der Zusammenarbeit von Tzara und Arp, der kurzzeitig Mirós Nachbar in Paris war, finden sich zwei Werke in der Stabi: die von Arp illustrierten Gedichte Tzaras „Vingt-cinq poèmes“ (Zürich 1918; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur NL Torre Bib: 1) sowie „De nos oiseaux poèmes dessins par Arp“ (Paris [1929]; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur Sem 19/10172), übrigens mit der Verlagsankündigung des Malerbuchs „L’arbre des voyageurs“ (Paris 1930) mit Illustrationen Mirós zu Tzaras Gedichten. Ersteres hatte Tzara dem spanischen Autor und Dadaisten Guillermo de Torre (1900-1971) 1919 in Zürich geschenkt, dessen Nachlass sich in der Stabi befindet. In diesem Nachlass Torres‘ befinden sich weitere wertvolle Werke und Dokumente zur historischen Avantgarde, neben Tzara u.a. von Louis Aragon, Pierre de Massot, Max Jacob, Blaise Cendrars, Pierre Reverdy und Jean Cocteau, also genau der Kreis, in dem sich auch Miró bewegte.

Tristan Tzara schenkte ein Exemplar seiner „Vingt-cinq poèmes“  Guillermo de Torre am 6. August 1919 in Zürich
Tristan Tzara schenkte ein Exemplar seiner „Vingt-cinq poèmes“ Guillermo de Torre am 6. August 1919 in Zürich
(SUB Hamburg, Signatur NL Torre Bib: 1)
Aus: Tristan Tzara, Vingt-cinq poèmes, mit Ill. von Hans Arp. Zürich 1918
Aus: Tristan Tzara, Vingt-cinq poèmes, mit Ill. von Hans Arp. Zürich 1918
(SUB Hamburg, Signatur NL Torre Bib: 1)

 

Ansonsten finden wir in der Stabi Kostproben von Mirós Malkunst auch in Ausgaben der Pariser Künstler-Edition „Derrière le miroir“ (1946-1982).

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