Brasilien produziert im Jahr mehr als zwei Millionen Tonnen Kaffee und ist damit der größte Kaffeeanbauer der Welt (siehe Statistik am Ende des Artikels). Das geht aber nicht mit natürlichen Bedingungen. Pestizide kommen zum Einsatz. Teilweise gegen gesetzliche Bestimmungen. Am gefährlichsten ist das Pestizid Endosulfan1. Selbst Kaffee-Container mit dem bereits geernteten Kaffee werden vor der Verschiffung in die ganze Welt – auch nach Hamburg – noch mit Schädlingsbekämpfungsmitteln begast. In Deutschland ist die Anwendung von Brommethan seit 2006 verboten. Für eingeführte Container gilt das nicht. Die bereits im Februar im NDR veröffentlichte Doku wurde am 1.6. in der ARD gezeigt und heute Nacht auf tagesschau24 wiederholt. Zum Glück hat sie jemand aus der ARD-Mediathek nach YouTube befreit und sie kann hier nachgeschaut werden, wenn die ARD sie wieder zwangsweise depubliziert haben wird:
Früher war Kaffee ein Luxusprodukt, heute überbieten sich die Supermärkte mit Billigangeboten. Doch wer zahlt den Preis für unseren billigen Kaffee? NDR Autor Michael Höft hat bei Kaffeeröstern und auf Plantagen nach Antworten gesucht. In Brasilien wollte er herausfinden, unter welchen Bedingungen die Arbeiter auf den Plantagen unseren Kaffee ernten. Wie viel Chemie wird auf die Pflanzen gesprüht? Die Ergebnisse seiner Recherchen sind erschreckend. Nur auf einer Bio-Plantage erlebte der NDR Autor eine positive Überraschung.
Der NDR stellt begleitend zur Reportage ein informatives Dossier zur Verfügung.
Michael Höft, verantwortlich für den Beitrag, stellt das Ergebnis seiner Recherchen auch in DIE ZEIT vor:
Der großzügige Einsatz von Pestiziden sorgt in Brasilien für exorbitante Produktionssteigerungen. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Kaffee-Ernte um rund ein Drittel. Die Kehrseite des Erfolgs ist eine ökologische Katastrophe, über die kaum jemand reden mag. Konsequent verweigern die größten Kaffeeexporteure, die Importeure und die großen Kaffeefirmen die Auskunft über Produktionsbedingungen und den Einsatz von Pestiziden. Stattdessen beherrschen mediale Zerrbilder die öffentliche Wahrnehmung; auch in Deutschland, dem weltweit drittgrößten Importeur von Kaffee.
Weiter auf ZEITonline: Brasilien – Das Bella-Crema-Geheimnis.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Die gute Nachricht zum Schluss – verbunden mit dem Appell den eigenen Kaffeeeinkauf nochmal zu überdenken: Auch wenn Pestizide im Kaffeeanbau den Verbraucher nicht direkt betreffen (denn in der Tasse Kaffee sind diese nicht mehr vorhanden), hat die Kaufentscheidung im Supermarkt – wie auch die NDR-Reportage eindringlich zeigt – sehr wohl Folgen für die Menschen und die Umwelt in den Anbauländern:
„Es gibt Label, denen man vertrauen kann“.
Verwandte Beiträge im Romanistik-Blog:
- Vgl. Hayes‘ Handbook of Pesticide Toxicology (2010). Marilyn Silva, Sheryl Beauvais: Risk Assessment for Acute, Subchronic, and Chronic Exposure to Pesticides: Endosulfan, pp 499–522 [↩]
2 Gedanken zu „Der hohe Preis des billigen Kaffees – schockierende Daten zum Kaffee-Export Brasiliens“