Ohne einen Diskurs zu eröffnen, der den Rahmen dieses Blogs sprengen würde, kann man sagen, dass Empfehlungsportale aus dem Umfeld der Social Software (=gemeinschaftlich genutzte Online-Anwendungen) wie Digg (siehe Definition in der Wikipedia) oder die auf beiden Seiten des Atlantiks äußerst beliebte spanische Variante Menéame (ebenso auf Wikipedia gut erklärt) für die wissenschaftliche Arbeit nur bedingt bis gar nicht tauglich sind. Außer vielleicht für informationswissenschaftliche oder soziologische Studien (etwa zur Analyse der Fragen »Wie entsteht ein Hype im Internet?« oder »Wie werden Themen in viralen Strukturen verbreitet?«). Wenn aufgrund der technischen Struktur dieser Dienste jedoch für bestimmte Fachgruppen Ableger gebildet werden, die sich durch einen thematisch fokusierten Anwenderkreis auszeichnen, dann kann auch der fachwissenschaftliche Nutzen dieser Web2.0-Anwendungen, über die angedeuteten Beispiele hinaus, deutlich werden. Zwei dieser dem Beispiel von Digg und Menéame nachgebildeten Portale möchte ich Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.
Die Idee der Portale, die im Fachjargon gerne auch als Digg-Klone bezeichnet werden, ist es, dass Nutzer Fundstellen im Netz als Vorschlag im Portal einreichen und dass die Besucher dieser Portale über ein Bewertungssystem die Nachricht als interessant oder eben als weniger interessant einstufen. Die Meldungen und Linktipps, die die meiste Aufmerksamkeit erhalten, werden so auf die Startseite gestellt. Eine Abfrage und ein Ranking nach Schlagworten wird ebenso angeboten. Da bei diesem System viel Massentaugliches von Spaßvideos bis Klatschmeldungen aus der Yellow Press „nach oben gespült“ werden (siehe zum Beispiel Startseite von Menéame), ist der fachwissenschaftliche Einsatz solcher Tools, wie gesagt, mehr als fragwürdig. Die Nutzbarkeit solcher Portale hängt stark von der Community ab, die sie bedient. Genau diesen Nachteil haben findige Menschen aufgegriffen und bieten Ableger dieser Empfehlungsportale für spezielle Fachcommunities an. Da wären:
1. Documenea: Ein Empfehlungsportal für den Bereich der Bibliothekare und Dokumetaristen, oder wie es in der Selbstdefinition heißt:
Nuestro objetivo es el de adaptar la filosofía de Menéame al mundo de la Biblioteconomía y Documentación. Se trata de una web que te permite enviar una historia que será revisada por todos y será promovida, o no, a la página principal.
2. Docencia: Der Anwenderkreis bei Docencia ergibt sich, ebenso wie das vorgenannte Beispiel, bereits aus dem Namen. Hier werden Inhalte aus dem Themenfeld E-Learning vorgestellt, oder wie es in der FAQ heißt:
…que podría ser interesante tener un sistema de promoción de noticias educativas en el que puedan participar la gran cantidad de bloggers que existen en este campo.
Schauen Sie sich doch die vorgestellten Seiten einmal an und sehen Sie selbst, ob dort präsentierte Linkempfehlungen Ihr Interesse wecken. Das praktische bei diesen Portalen ist übrigens auch, dass man interessante Schlagworte als Feed abonnieren kann. Beispiel: Sie finden eine interessante Nachricht bei Documenea in der Kategorie Edición electrónica und möchten gerne in Zukunft automatisch informiert werden, wenn dort eine Quelle zu diesem Thema vorgestellt wird, dann übernehmen Sie einfach diese RSS-Feed-Adresse in Ihren Feedreader. Sie finden die jeweiligen Feeds zu den Kategorien immer auf den Seiten selbst (bei Documenea zum Beispiel unten rechts unter suscripciones). Wenn Sie mit dem Abonnieren von RSS-Feeds nicht vertraut sind, empfehle ich Ihnen die kurze Einführung in das Thema RSS, erschienen im Rahmen einer 10-teiligen Web2.0-Artikelserie (dort auch mit ausdruckbarem Dossier zur Einführung in Web2.0), die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Anne Christensen im Blog der Stabi Hamburg veröffentlicht habe.