FAIRe Lexikographie

Thomas Krefeld, Stephan Lücke

Die Lexikographie ist eine der Klammern, von denen die unterschiedlichen Subdisziplinen der Romanistik zusammengehalten werden, denn darauf kann kein Didaktiker, Kultur-, Literatur- oder Sprachwissenschaftler verzichten. Vielleicht ist ihre vitale Unverzichtbarkeit der Grund dafür, dass sich die Lexikographie punktuell dem medialen Fortschritt sehr schnell geöffnet hat. Die aktuelle Situation ist allerdings sehr unübersichtlich und weitestgehend (noch?) jenseits der FAIRness: Nebeneinander stehen:

  • vollkommen analoge Klassiker (Pirona e.a.),
  • Klassiker, die als analoges Buch immerhin virtuell durchblättert werden können (FEW en ligneMistral 1878 usw.),
  • Klassiker, deren Lemmata bereits als digitale Objekte einzeln angesprochen werden können (DRGDOM en ligne),
  • neue Lexika, die bereits als Web-Dienste entwickelt wurden (TLIOLEO).

Es hat sich die merkwürdige Situation ergeben, dass die technisch avanciertesten und von allen genutzten Angebote (z.B. LEO) von den ‘zünftigen’ Lexikographen gar nicht ernst genommen werden. Unter den ganz neuen virtuellen Lexika sind daher etliche (zum Beispiel zum Dolomitenladinischen), die letztlich einer ganz traditionellen Konzeption verpflichtet bleiben und die das Web lediglich als Publikationsmedium – als virtuelles Bücherregal – benutzen. Offene Lizenzierungen (CC BY SA) jenseits kommerzieller Beschränkungen im Sinne der accessibility und Möglichkeiten zum kompletten Download (interoperability und reusability) fehlen fast auf ganzer Linie; die Auffindbarkeit (findability) ist meistens menschlichen Nutzern vorbehalten, die entsprechendes Vorwissen mitbringen; findability  im technischen Sinn ist wegen fehlender Meta- und Normdaten sowie der erst initialen digitalen Tiefenerschließung bestenfalls in Ansätzen möglich. Die technisch mögliche Verknüpfung der im Netz verfügbaren Angebote ist das Gebot der Stunde: Alle, die entsprechende Dienste hosten – vielleicht die Akademien an erster Stelle –  sind deshalb aufgefordert, sich zur FAIRness zu bekennen und ihre Daten entsprechend einzurichten.

Bibliographie

  • DOM en ligne = DOM en ligne: Dictionnaire de l’occitan médiéval (Link) .
  • DRG = Melcher, Florian / De Planta, Robert (Hrsgg.) (1939-): Dicziunari Rumantsch Grischun, Cuoira, Società Retorumantscha (Link) .
  • FEW en ligne = atilf: Französisches etymologisches Wörterbuch (Link) .
  • LEO = LEOs Wörterbücher (Link) .
  • Mistral 1878 = Mistral, Frédéric (1878): Lou Tresor dóu Felibrige ou Dictionnaire provençal-français embrassant les divers dialectes de la langue d’oc moderne, par Frédéric Mistral (Link) .
  • Pirona 1871 = Pirona, Giulio Andrea (1871): Vocabolario friulano dell’abate Jacopo Pirona, Venezia, Antonelli.
  • Pirona e.a. 1935 = Pirona, Giulio Andrea / Carletti, Ettore / Corgnali, Giovanni Battista (1935): Il Nuovo Pirona. Vocabolario friulano, Udine, Bosetti.
  • TLIO = Leonardi, Lino (2017): Tesoro della Lingua Italiana delle Origini Il primo dizionario storico dell’italiano antico che nasce direttamente in rete fondato da Pietro G. Beltrami. Data di prima pubblicazione: 15.10.1997 (Link) .

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