Lese-, Seh- und Hör-Empfehlungen zu Brasilien, dem Austragungsland der WM 2014

Szenenbild aus der Arte-Doku 'Das Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro'

In den Tagen vor dem Beginn der WM 2014 kommt man nicht umhin, nicht nur einen landeskundlichen, sondern vor allem auch einen kritischen Blick auf Brasilien als Austragungsort der 20. Fußballweltmeisterschaft zu werfen. Hierzu einige Lese-, Seh- und Hör-Empfehlungen:

Allem voran Peter Körtes Kritik an der Korruption und an der sozialen Ignoranz der FIFA:

Womöglich ist also Brasilien das Ende der Fußballweltmeisterschaften, wie wir sie kennen, und nach all den Jahrzehnten, die mich der Fußball bewegt, fühle ich mich nicht so schlecht bei dem Gedanken. Gibt es einen besseren Ort dafür als Brasilien? Doch der Fußball in seiner immer neuen, radikalen Gegenwärtigkeit war nie ein gutes Spekulationsobjekt für Science-Fiction-Szenarien. Sicher ist bloß: Wenn Fifa und WM verschwinden, wird das den Fußball nicht zerstören. Er rollt einfach weiter, in unscheinbaren Vereinen am Stadtrand, auf staubigen Sandplätzen, in den Käfigen zwischen tristen Wohnblocks. Und wenn man sich daran erinnert, dann kann man sich auch fast wieder ein wenig freuen, auf den kommenden Donnerstag, 22 Uhr, mitteleuropäischer Zeit, wenn Brasilien gegen Kroatien spielt.

Weiterlesen bei der FAZ: Die Fifa vor der WM – Das Endspiel

Sehr zu empfehlen ist die ARTE-Dokumentation Das Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro, wo ebenfalls die soziale Kritik zur Sprache kommt und wo auf die Bedeutung des Fußballs in Brasilien eingegangen wird. Und das anhand des im Untertitel «Tempel der Emotionen» genannten Maracanã-Stadion:

Maracanã-Stadion, Doku auf Arte

Einst galt das Maracanã als das größte Stadion der Welt. Doch es ist viel mehr als das: Hier wurden Legenden des Sports geboren, hier schoss Pelé sein 1000. Tor. Stars wie Frank Sinatra gaben hier ihre Konzerte, Papst Johannes Paul II. las hier die größte Messe auf lateinamerikanischem Boden. Gerhard Schick erzählt die Geschichte der berühmten Sportstätte von 1950 bis heute.

ARTE bietet diesen Monat eine Fülle von Dokumentationen aus den Bereichen Kultur, Kulinaria und Politik. Das Brasilien-Spezialprogramm im Überblick. Vieles nachschauenswert, ehe es wieder aus der Arte-Mediathek verschwindet.

Um das Thema Musik und Fußball in Brasilien dreht sich dieses Radio-Feature von WDR 5: Der Sound der Selecaõ:

Es gäbe eine fast symbiotische Beziehung zwischen dem Rhythmus der Musik und dem Rhythmus des Fußballs. Das Klischee, wonach ein Brasilianer so gut Fußball spielt, wie er Samba tanzt, gilt im Ausland noch heute. „Gut im Samba, gut am Leder“ lautet auch eine Textzeile des Marsches „Der Weltpokal gehört uns“ (A taça do mundo é nossa) von Wagner Maugeri, Lauro Müller, Maugeri Sobrinho und Victor Dagô.

Alois Gstöttner: Gooool do Brasil Als Literatur-Empfehlung zur Weltmeisterschaft sei dieses Taschenbuch von Alois Gstöttner genannt: Gooool do Brasil – Kartografie einer nationalen Leidenschaft:

Wer Alois Gstöttners Buch “Gooool do Brasil” kurz vor der Fußball-WM 2014 liest, wird wahrscheinlich etwas wehmütig. Alois erzählt leidenschaftlich und humorvoll von einem Land, das Fußball kollektiv atmet und lebt. Und man kann das Gefühl beim Lesen nicht abschütteln, dass die FIFA da gerade etwas unwiederbringlich kaputt macht, mit ihren Hochglanzstadien, ihren Auflagen, ihrer vollkommenen Nichtachtung einer fantastischen Fußballkultur.

Für sein Buch sprach Alois mit großen, kleinen, bekannten, unbekannten, alten und jungen Helden des brasilianischen Fußballs. Ob in den Favelas von Rio oder im Dschungel des Amazonas, Futebol ist überall. Meine Highlights des Buches sind ein Gespräch mit einem Obdachlosen und ein Stadionbesuch in São Paulo – beide Anekdoten illustrieren perfekt, welche Rolle Fußball in Brasilien spielt.

Weiterlesen in der Besprechung von Ina Steinbach: Gooool do Brasil.

Apropos Gooool, Trainer Baade klärt unter Hinweis auf einen BBC-Feature zur Fußball-Sprache Brasiliens auf: „Goooooool“ zeugt nicht allein von Leidenschaft. Der stets gut informierte Trainer Baade sei hier gleich nochmal genannt, denn er betrachtet mit mehr als einem Augenzwinkern die Slogans der 32 Teilnehmer für die kommende WM 2014: Heisse, Lüfte, In Janeiro-City.

Und zum Abschluss wieder etwas Visuelles, die sehr beeindruckende Umsetzung einer virtuellen Fußball-Reise nach Brasilien anlässlich der WM, gezeigt von der New York Times, realisiert von dem begnadeten deutschen Illustrator Christoph Niemann: My Travels With Brazil’s World Cup Curse.

Christoph Niemann

4 Gedanken zu „Lese-, Seh- und Hör-Empfehlungen zu Brasilien, dem Austragungsland der WM 2014“

  1. Eine schöne Zusammenstellung von Empfehlungen!

    Hier noch ein Tipp für Hamburg:

    GIGA Forum: Anpfiff zum Aufstieg? Wie die WM Brasilien (nicht) nützt
    Kooperation mit Engagement Global und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
    ReferentIn:Dr. Daniel Flemes, Marianne Hoffmann, Fábio Maia Ostermann, Dr. Gabriele Reitmeier. Moderation: Bernd Pickert (taz)
    Sprache: Deutsch
    Beginn:18:00 Uhr
    Adresse:
    Neuer Jungfernstieg 21
    20354 Hamburg
    Germany

    http://www.giga-hamburg.de/de/veranstaltung/anpfiff-zum-aufstieg-wie-die-wm-brasilien-nicht-nützt

    Außerdem findet man auf der Homepage des GIGA ein aktuelles Dossier zu Brasilien:
    http://www.giga-hamburg.de/de/brasilien

    Und hier noch ein kleiner interessanter Artikel:
    http://www.huffingtonpost.de/markus-fraundorfer/post_7770_b_5442739.html

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